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industriebaupreis 2018 vergeben

Institut für Bauökonomie der Universität Stuttgart zeichnet Henn Architekten und Werner Sobek Group aus
industriebaupreis 2018 vergeben

industriebaupreis 2018 vergeben
Foto: HG Esch

Am 6. Juni wurde zum zweiten Mal der industriebaupreis verliehen. 2016 eingeführt, wird der Preis vom Institut für Bauökonomie an der Universität Stuttgart in Kooperation u. a. mit der Arbeitsgemeinschaft Industriebau (AGI), dem BDA-Landesverband Baden-Württemberg, der Architektenkammer und der Ingenieurkammer Baden-Württemberg ausgelobt. Die Auszeichnung geht an Projekte, die durch ihr ausgewogenes Zusammenspiel von Gestalt, Funktion, Nachhaltigkeit und Ökonomie vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verantwortung und ganzheitlichem Denken begeistern. Der Jury gehörten u. a. Alexander Vohl, Landesvorsitzender des BDA Baden-Württemberg, und die Präsidenten der Architekten- bzw. Ingenieurkammer Baden-Württemberg, Markus Müller und Stephan Engelsmann, an. In der Kategorie Bauwerk kürte das Gremium einen Gewinner aus drei Nominierungen und vergab eine Auszeichnung sowie einen Sonderpreis. In der Kategorie Nachwuchspreis wurde eine Arbeit ausgezeichnet. Die Kategorie Städtebauliche Anlagen wurde dieses Jahr nicht prämiert.

Im Einzelnen erhielten folgende Planer und Bauherren eine Auszeichnung:

Feine Präzision
KATEGORIE BAUWERK, GEWINNER
ARENA2036, Stuttgart, Henn Architekten und Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim

 
Das Akronym ARENA2036 steht für »Active Research Environment for the Next Generation of Automobiles«. Das Gebäude auf dem Universitätscampus in Stuttgart-Vaihingen bietet Raum für die Entwicklung und Erprobung neuer Produktionstechnologien im Automobilbau wie das volldigitalisierte Fahrzeug.

 

Fotos: HG Esch

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Jury urteilte:
»Die Architektur von Henn Architekten interpretiert diese neuartige Nutzungstypologie Forschung/Versuchsaufbauten mit bemerkenswerter Klarheit: Ein langgestreckter Solitär bildet den Rahmen für die große, dreigeschossige Halle, flankiert vom Eingangsbereich und Büros für die Verwaltung auf der einen Querseite sowie den Forschungs- und Entwicklungsbüros auf der nördlichen Längsseite. Die zentrale Halle bietet durch die Stützenfreiheit sowie eine Kranbahn direkt unterhalb der Sheddach-Konstruktion ein Maximum an Funktionalität und Flexibilität.

Beeindruckend ist, mit welcher Finesse ein Gebäude bei aller Klarheit und Konsequenz entworfen und konstruiert wurde, halb Industriehalle, halb Entwicklungszentrum. Die metallisch-irisierende Erscheinung gibt der Architektur eine feine Präzision, die an keiner Stelle unangemessen wirkt.

(…) Jedes Detail ist funktional begründet und gestalterisch in vorbildlicher Weise und auf hohem Niveau integriert. Dass durch die effiziente Belichtung eine dem Inhalt entsprechende, inspirierende Atmosphäre erzeugt wird, wirkt ebenso wie die kommunikative Offenheit der Raum und Funktionsbereiche fast schon selbstverständlich.«

Komplexe Ingenieurleistung und Touristenattraktion
KATEGORIE BAUWERK, SONDERPREIS
ThyssenKrupp Testturm, Rottweil, Werner Sobek Group und Krupp Hoesch Stahl GmbH im Auftrag der ThyssenKrupp Elevator AG

 
Der Testturm dient der Erprobung neuartiger Hochgeschwindigkeitsaufzüge (s. auch ausführlicher Beitrag in db 2/2018, S. 64). Auch wenn er kein Industriebau im eigentlichen Sinn ist, so war doch der Anlass für die Planung dieses funktional einzigartigen Bauwerks eine Forschungsaufgabe aus der Industrie.
 

Werner Sobek Group – ©Zooey Braun

 

Foto: Rainer Viertlboeck Gauting

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Aus dem Jurybericht:
»Aufbauend auf den Vorüberlegungen und technischen Planungen des Unternehmens kommen Objektplanung, Tragwerksplanung und Energiekonzept bei diesem Bauwerk aus einer Hand. Die Verbindung von sehr technischen Funktionen mit architektonischer Qualität und einer bemerkenswerten Konstruktion kann als vorbildlich bezeichnet werden.

Der Turmquerschnitt der 276 m langen Stahlbetonröhre (…) bietet Platz für insgesamt 12 Aufzüge. Mit einer Höhe von 246 m über Gelände ist der Turm das höchste Bauwerk Baden-Württembergs und bietet die höchste Aussichtsplattform Deutschlands, eine gelungene Ergänzung der ansonsten primär technischen Funktionen. (…)

Nicht nur in architektonischer, sondern v.a. auch in ingenieurtechnischer Hinsicht besonders bemerkenswert war die Planung der textilen Fassade, die mit diesen Abmessungen erstmalig realisiert wurde. Neben der gestalterischen Funktion bietet das PTFE-beschichtete Glasfasergewebe eine Reihe von technischen Vorteilen. Die spiralförmige Anordnung beeinflusst die Wirbelablösung am Turm und verringert die Beanspruchung durch Querschwingungen. Die textile Bekleidung reduziert außerdem die durch Sonneneinstrahlung induzierten Spannungen.

In der Tragwerksplanung war eine Vielzahl von Sondernachweisen und konstruktiven Lösungen erforderlich, insbesondere umfangreiche Ermüdungsnachweise im Stahlbetonbau. Eine weltweit einzigartige Besonderheit ist auch der Einbau eines Dämpfersystems, das einerseits auf windinduzierte Schwingungen reagieren kann und mit dem andererseits der Turm gezielt in Schwingung versetzt werden kann, um Windbelastungen zu simulieren.

Nicht zuletzt stellte das Bauwerk auch an die Bauausführung sehr hohe und technisch komplexe Anforderungen, beispielsweise Gleitbauweise und die Verwendung von hochfesten Betonen.«

Spezifischer Materialeinsatz
KATEGORIE BAUWERK, NOMINIERUNG
Salzlagerhalle für die Straßenmeisterei Geislingen, Vautz Mang Architekten und Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Staatliche Hochbauamt Ulm

 
Eine scheinbar alltägliche Bauaufgabe wurde durch den genau abgewogenen Einsatz von Materialien und deren inspirierte gestalterische Zusammenführung vorbildlich gelöst.
 

Kommentar der Jury:
»Für das Material der Salzmulden-Wanne wurde Holz gewählt, der Baustoff also, den Salz konserviert und nicht zerstört. Die Aussteifung der Salzwanne übernehmen Stahlbeton-Spanten. Das die Mulde überkronende Luftvolumen wiederum wird durch eine leichte Holzkonstruktion gebildet, diese ist verkleidet mit horizontalen Holzlamellen zur Belüftung bzw. vertikalen Wellplexiglas zur Belichtung. Sehr gelungen ist das Projekt von Vautz Mang Architekten, weil es auf jede einzelne Anforderung ganz spezifisch und durchdacht reagiert. Die jeweiligen funktionalen Notwendigkeiten werden sichtbar abgebildet, Material und Konstruktion sind diesen klar zuzuordnen.

Funktion, Konstruktion, Material und Gestalt werden hier ganz spezifisch eingesetzt und zusammengeführt, sie zeigen auf vorbildliche Weise, wie auch und gerade scheinbar profane Bauaufgaben auf inspirierte und inspirierende Art und Weise entstehen können. Insofern steht die Salzlagerhalle in der Tradition des Industriebaus der 20er Jahre.«

Überraschend
KATEGORIE BAUWERK, NOMINIERUNG
Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IMBT, Sulzbach-Neuweiler, hammeskrause architekten und Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung

 
Eine stillgelegte Hemdenfabrik verwandelt sich in einen hochinstallierten Forschungsbau für Biomedizin.
 

Kommentar der Jury:
»Diese Transformation wäre an vielen Orten überraschend. Auch deshalb, weil wir derartige qualitative Entwicklungssprünge den üblichen Gewerbelagen gar nicht zutrauen.

Insofern stellt das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik unter zwei Aspekten Beispielhaftes dar: Das Institut qualifiziert ein nüchternes Produktions- und Verwaltungsgebäude, in den 60er Jahren konstruktiv sauber als Stahlbeton-Fertigteilbau errichtet, zu einer zukunftsträchtigen Forschungseinrichtung. Zweitens gelingt es, diese Aufwertung über das Notwendige hinaus mit einer präzisen architektonischen Geste gestalterisch zu kommunizieren.

Das Projekt bleibt trotz dieser spektakulären Maßnahme insgesamt einer funktionsorientierten Grundhaltung verpflichtet, nutzt die Ressourcen des Bestands geschickt aus und integriert die neuen Nutzungen effizient. Es ist deshalb eine gelungene Referenz für eine wichtige Aufgabenstellung unserer Zeit: die Um- und Weiternutzung des Bestands an zahlreichen mehr oder weniger anonymen Gewerbebauten in unserem Land.«

Mustergültig zukunftsweisend
KATEGORIE BAUWERK, ANERKENNUNG
AIZ/RZ – AIZ Antriebsintegrations- und RZ Rechenzentrum, Sindelfingen, ATP Architekten und Ingenieure und Daimler AG

 
Zwei funktional voneinander unabhängige Nutzungen werden in einer schlüssig umgesetzten Industriearchitektur zusammengeführt. Eine in Stahlbetonbauweise hergestellte Höhenklimakammer, sechs Rollenprüfstände und drei Fahrzeug-ATS-Prüfstände wurden realisiert. Büros, Werkstätten, verschiedene Lager und eine zentrale Fahrstraße gehören zu den Prüfflächen, und ein vollautomatisches Parksystem steht zur Konditionierung für ca. 80 Prüflinge zur Verfügung. Das Rechenzentrum mit insgesamt 2 300 m² Serverfläche ist darüber in den oberen vier Geschossen angeordnet. An 300 Tagen im Jahr wird es durch ein hocheffizientes Umluftsystem aus Wärmetauscher und freier Kühlung temperiert.
 

Beurteilung der Jury:
»Architektonisch ist es den ATP Architekten und Ingenieuren gelungen, den Corporate-Identity-Anspruch von Daimler mit den komplexen Nutzungen und dem Erscheinungsbild des Bauwerks in Einklang zu bringen. Dabei wurden die Funktionen, die Technik und die Proportionen von 136 000 m³ umbautem Raum und 25 000 m² Nutzflächen in eine Stahl- und Betonkonstruktion eingebunden und mit einer leichten hinterlüfteten Metallfassade umhüllt.

Außerdem konnte das überdimensionale Gebäudevolumen maßstäblich mit dem historisch gewachsenen Baubestand in Einklang gebracht werden. In seiner kompakten Bauweise spiegelt sich das gelungene Zusammenspiel aus Karosserie, Motor, Elektronik und Innenausstattung wider, wie es auch bei Premium-Automobilen zu finden sind.«

Hohe Praxisrelevanz
KATEGORIE NACHWUCHSPREIS
Maximilian Weik, Universität Stuttgart, Institut für Baubetriebslehre: Erstellung eines Pflichtenhefts für digitale »Last Planner«-Systeme in der Planungsphase

 
Die Masterarbeit untersucht, wie das sogenannte Last Planner-System umgesetzt werden kann. Bei diesem System werden durch einfache, analoge Hilfsmittel Plattformen geschaffen, die sowohl die Kommunikation von Projektbeteiligten unterstützen als auch den Projektstand transparent aufzeigen. Im deutschsprachigen Raum ist diese Technik bislang kaum verbreitet, doch kann sie insbesondere bei komplexen Projekten, wie es Industriebauten sind, von großer Relevanz sein.
In der Arbeit überträgt Maximilian Weik aktuelle Erkenntnisse aus der Ausführungs- in die Planungsphase. Dabei stellt er ein Pflichtenheft für ein unterstützendes Softwareprodukt bereit und evaluiert es an einem Beispiel.
 

Die Jury zeigte sich beeindruckt:
»Die wissenschaftliche Arbeit von Herrn Weik baut auf einer relevanten Fragestellung und breit abgestützten Literaturrecherche auf, welche gut strukturiert und nachvollziehbar dargestellt wird. (…) Der gewählte Forschungsprozess kann als vorbildlich eingestuft werden. Dass die Ergebnisse abschließend sogar bei einem realen Beispiel implementiert und evaluiert werden konnten, gibt einen Hinweis auf den hohen Praxisbezug der Arbeit.«

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