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Psychedelisches Markterlebnis

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Psychedelisches Markterlebnis

~Paul Andreas

Die Welle der großen XXL-Klopper reißt in Hollands Architekturmetropole Rotterdam nicht ab. Zog gerade noch OMAs Wolkenkratzer-Cluster »De Rotterdam« (s. db 4/2014, S. 65) alle Blicke auf sich, so dürfte es nun wohl das mit 204 Apartments und einer Lage Penthäusern ummantelte Langhaus der »Markthal« von MVRDV sein. Das Bauwerk, das dem zentralen Laurensquartier eine kräftige Belebungsspritze geben soll – immerhin liegen unter der Halle noch eine Logistikebene, drei Parkdecks und ja, auch ein Supermarkt –, wirkt nicht gerade um subtile Gestaltung bemüht. Der Drang der Architekten, Masse in monumentale Zeichenhaftigkeit zu überführen, ist unübersehbar, auch wenn das geometrische Tonnen-Volumen zugunsten von Aufzugskernen und vergrößerten Shoppingflächen etwas zurechtgestutzt wurde. Dem »Foodwalhalla«, wie die niederländische Presse es tituliert, lässt sich dennoch Respekt zollen, weil es zwei Funktionen, die sonst nur artig isoliert voneinander behandelt werden, ungewohnt dicht verknüpft: So hat der Großteil der in Schottenbauweise errichteten Wohneinheiten mindestens ein mehr oder weniger schräg gelagertes (in den Penthouse-Lichthöfen gar in den Boden eingelassenes) Fensterquadrat zum Marktplatz. Anders als geplant, ist es jedoch ohne Öffnungsmodus – der enthusiastischen Vorstellung der Architekten, Bewohner könnten hier ihren Einkaufskorb mit dem Bestellzettel abseilen, standen sehr reale Sicherheits- und Kosten-Nutzen-Erwägungen entgegen. Die Ausblicke auf die zentralen Marktstände und ihren flankierenden Rahmen aus Shops und Gastronomie schmälert das nicht. Zumal die gesamte, akustisch optimierte Halleninnenverkleidung mit einem auf 4 500 Aluplatten gedruckten 3D-Totalfresko versehen wurde, das – motivisch passend – in vom Himmel herabfallenden Feld- und Meeresfrüchten schwelgt. Dieser Pixelpop macht auch das Einkaufen zum »Wow-Erlebnis«, interagiert er doch eindrucksvoll mit der Kleinteiligkeit der Gassen, die aus standardisierten, doch von jedem Betreiber frei bespielbaren Standmodulen gebildet wurden. Auch wenn die Markthal nachts mit LED ausgeleuchtet wird – am eindrücklichsten wirkt sie doch bei Tag: Erstmals in dieser Dimension kamen an den Fronten Glasnetze zum Einsatz. Mit Silikonnähten und der elastischen Spannseilkonstruktion dahinter wirken sie filigran, durchlässig und auch angenehm provisorisch – für diese Detaillösung soll der Tennisschläger Modell gestanden haben. Bleibt nur zu hoffen, dass auch der Markt noch einen etwas härteren Aufschlag wagt. Bei der Eröffnung wirkte er noch etwas geleckt – etwas weniger Food Corner, mehr Markthal, bitte.
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