Die Materialwissenschaftler Sam Draper und Barney Shanks von Seratech gewinnen den Architekturpreis Obel Award 2022 für ihre Lösung eines kohlenstoffneutralen Beton. Die Jury hofft, eine innovative, interdisziplinäre Lösung für die Herausforderungen des Klimawandels zu fördern.
Beton ist ein Material, das für seine Qualitäten als Baumaterial geschätzt wird, aber auch für seinen enormen Kohlenstoff-Fußabdruck kritisiert wird. Um den Lebensstandard angesichts des Klimawandels weiter zu erhöhen, ist die Welt jedoch auf eine nachhaltige Art der Betonverwendung angewiesen.
Die Doktoranden Sam Draper und Barney Shanks vom Imperial College London haben einen einfachen Weg gefunden, den Kohlenstoff aus verschiedenen industriellen Produktionsprozessen abzuscheiden und ein Endprodukt herzustellen, das den CO₂-Fußabdruck von Beton eliminieren kann.
Die Seratech genannte Technologie fängt industrielle CO₂-Emissionen direkt aus Schornsteinen auf und produziert ein kohlenstoffnegatives Zementersatzmaterial, eine Kieselsäure. Wenn die Kieselsäure in Kombination mit Portlandzement verwendet wird, bedeutet die mit der Herstellung der Kieselsäure verbundene Kohlenstoffbindung, dass die Betonprodukte kohlenstofffrei sein können.
Kohlenstoffnegatives Zementersatzmaterial
Die Technologie befindet sich zwar noch im »Laborstadium«, doch die Stärke der Technologie liegt darin, dass die für die Produkte von Seratech verwendeten Rohstoffe – Abfall-CO₂ und mineralisches Olivin – überall auf der Welt im Überfluss vorhanden sind. Die Technologie kann in die bestehenden Verfahren und Anlagen der Betonherstellung integriert werden. Als solche kann sie leicht in jedem Zementwerk auf der ganzen Welt implementiert werden. Sie erfordert keine großen Änderungen der derzeitigen Praktiken oder Denkweisen. Das Produkt von Seratech hat somit das Potenzial, die Emissionen weltweit erheblich zu reduzieren und das zukünftige kohlenstoffarme Bauen zu unterstützen.
Technologie zum Skalieren
Zur Verleihung des Preises sagt Sam Draper, einer der Gründer von Seratech: »Es ist eine große Ehre, den Obel Award zu erhalten. Dieser Bekanntheitsgrad wird uns helfen, Menschen in der Industrie zu gewinnen und unsere Technologie zu verbreiten – und zwar schnell. Die Menschheit kann es sich nicht leisten, 20-50 Jahre damit zu verbringen, die Technologie zu skalieren, um uns nachhaltige Materialien zu geben. Es muss jetzt sein.«
Barney Shanks: »Wir wollen die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und der Arbeit von Architekten hervorheben. Deshalb ist der Obel Award so großartig, weil er diese Zusammenarbeit im Wesentlichen bewirkt, voneinander Kenntnis zu nehmen, und diese interdisziplinäre Arbeit in Gang bringt. Ich kann es kaum erwarten, zu sehen, wie Architekten dieses Material nehmen und einige verrückte und wunderbare Dinge damit anstellen.«
Ehrgeizige, disziplinübergreifende Idee
»Die Jury des Obel Award ist der Meinung, dass es notwendig ist, ehrgeizige, disziplinübergreifende Ideen zu fördern, die nicht nur eine vorübergehende oder kleine Lösung oder eine unrealistische große Veränderung der derzeitigen Praktiken darstellen. Wir hoffen, dass der Obel Award 2022 ein Ansporn für andere sein kann, ebenso wie eine Ermutigung für Seratech.«
Die Preisverleihung findet am 25. Oktober 2022 im Utzon Centre in Aalborg, Dänemark, statt. Die Gewinner erhalten ein Preisgeld von 100.000 Euro und ein Kunstwerk des Künstlers Tomás Saraceno als Trophäe.
Trockene Socken
