Das Motto einer Architekturbiennale muss immer alles können: Es soll so wolkig formuliert sein, dass sich jeder noch so selbstbezogene nationale Beitrag irgendwie darunter subsumieren lässt, und gleichzeitig soll es so konkret gefasst sein, dass letztlich doch ein klares Thema hervorscheint.
Hashim Sarkis, der Leiter der kommenden Biennale, nimmt die zu bedeutungsschwangeren Gesten verleitende glatte Jahreszahl 2020 zum Anlass, die Planer an ihre soziale Verantwortung zu erinnern. Er legt bei seiner Frage nach dem zukünftigen Zusammenleben (»How will we live together?«) die Betonung auf das »together« und stellt somit klar, dass das Wohl der Menschheit kaum in der Vereinzelung, sondern vielmehr im Gemeinschaftlichen zu finden ist. Somit führt sein Motto weg von streng architekturbezogenen, gar rein gestalterischen Aspekten, hin zu Fragen der Organisation sozialer Funktionen. Schließlich kann Architektur an sich leider nicht viel mehr leisten, als die nötigen Räume (und Freiräume!) anzubieten – das immerhin sollte sie in jedem Fall tun. Architekten und Planer hingegen sind zunehmend als Moderatoren von Prozessen gefragt. Dazu will Sarkis die besten Ideen und Konzepte von überall her versammeln und zeigen, wie neue Formen des Zusammenlebens aussehen, organisiert und gestaltet werden können.
Der gebürtige Libanese studierte Architektur in Rhode Island und promovierte in Harvard. 1998 gründete er Hashim Sarkis Studios (HSS), heute mit Büros in Boston und Beirut. Seit 2015 ist er Dekan der School of Architecture and Planning am MIT. Er veröffentlichte Bücher und Artikel zur Geschichte und Theorie der modernen Architektur.
»How will we live together?«La Biennale di Venezia »