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Das Prinzip des Giovanni Battista Piranesi

Ausstellung zum 300. Geburtstag des italienischen Meisters
Das Prinzip des Giovanni Battista Piranesi

In Zusammenarbeit mit drei Berliner Museen entstand die Sonderausstellung über Giovanni Battista Piranesi. Als Archäologe, Künstler, Architekt, Sammler, Designer, Verleger und Autor machte er im 18. Jahrhundert international Karriere.

Das Erfolgsprinzip von Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) bestand darin, die Wirklichkeit in all ihren Facetten zu ergreifen und in Neues zu verwandeln. Alles wurde für ihn zur Inspiration: die Künste ferner Epochen und Regionen, Bilder aus Wissenschaft, Technik und Oper, sogar Schmähungen und Niederlagen.

Die Jubiläumsausstellung anlässlich seines 300. Geburtstags lässt das Piranesi-Prinzip in seiner ganzen Kreativität lebendig werden. Im Mittelpunkt stehen Piranesis Meisterstiche, Bücher, Streitschriften, satirische Bilder und noch nie gezeigte Handzeichnungen aus den Beständen der Kunstbibliothek und des Kupferstichkabinetts.

Die Ausstellung beginnt mit einer »Zeitreise in Piranesis Rom«: Der gebürtige Venezianer erlebte die Stadt inmitten einer Ruinenlandschaft, in der von Pflanzen überwucherte Monumente aus dem Erdreich ragten. Hier fand er die Motive für seine Ansichten und Architekturfantasien, sammelte Artefakte für sein »Museo« und betrieb kunst- und baugeschichtliche Forschungen.

Giovanni Battista Piranesi
Giovanni Battista Piranesi, Colosseum in Rom aus der Vogelschau von Norden, um 1760–1770. Foto:Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz

Auf Piranesis Rom folgt in der Ausstellung »Piranesis Bühne«: Oper und Theater waren seit dem Barock ein einflussreiches Massenmedium, das auch in den Straßen und auf Plätzen stattfand, etwas als aufwändige Spektakel für religiöse Feste. Dafür entwarfen Künstler und Architekten die Bühnenbilder und Dekorationen. Piranesi, der bereits in Venedig mit dieser Szene in Berührung gekommen war, griff deren Ideen auf und nutzte sie für die Dramatisierung seiner Kompositionen. Sowohl seine Veduten als auch die berühmten »Carceri« verdanken ihre Magie dem Einfluss des Theaters seiner Zeit.

Auch die technische Bilderwelt der Wissenschaften übte eine große Faszination auf den Universalkünstler aus. In der Sektion »Piranesis Labor« richtet die Ausstellung den Blick auf die monumentalen Schautafeln, Rekonstruktionen und Karten, die ihn in den Wissenschaften weit über Italien hinaus berühmt machten. Bahnbrechend und seiner Zeit voraus sind seine Darstellungen vor allem deshalb, weil sie einem Computer-Desktop gleichen, auf dem gleichzeitig eine Vielzahl von Fenstern geöffnet ist. Sie machten Giovanni Battista Piranesi zu einem Pionier der visuellen Kommunikation.

Das Kapitel »Piranesis Palazzo« führt das Publikum an den zentralen Ort seines Schaffens: den Palazzo Tomati unweit der Spanischen Treppe. Dort residierte er seit 1761, betrieb eine große Werkstatt und sein »Museo« als Verkaufslager antiker und eigenfabrizierter Objekte für Touristen und Kunstgelehrte.

Die in der Kunstbibliothek aufbewahrten Handzeichnungen Piranesis – darunter seine berühmten Kaminentwürfe – geben einen wichtigen Aufschluss über seine Arbeitsweise. Giovanni Battista Piranesi war offen für alles: Er verwertete die römische Antike ebenso wie die ägyptische, etruskische und griechische Kunst und wagte oft bizarre Kombinationen. Selbst im Papierabfall seines Ateliers fand er Anknüpfungspunkte und Ansporn für kreative Schaffensprozesse. Recycling und Re-Using gehörten zum Werkstattalltag, zumal Papier eine kostbare Ressource war.

Giovanni Battista Piranesi
Giovanni Battista Piranesi, Kaminentwurf mit Detailstudien, um 1764–1769. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz

Unter dem Titel »Piranesis Arena« wirft die Schau schließlich Schlaglichter auf den Venezianer als polarisierende Figur der internationalen Kunstszene. Exemplarisch werden vier Personen aus seinem Leben vorgestellt: der ebenfalls aus Venedig stammende Papst Clemens XIII. (1693–1769), der als Auftraggeber eine herausragende Bedeutung hatte; zudem drei Antagonisten, die Giovanni Battista Piranesi in einer Weise wütend machten, dass er zu ungewöhnlichen künstlerischen Waffen griff: Dem französischen Kunstgelehrten Pierre-Jean Mariette (1694–1774), der die Bedeutung der römischen Antike in Frage gestellt hatte, stellte er eine ganze Publikation entgegen. Den Namen seines irischen Gönners Lord Charlemont (1728–1799), der sich aus der Finanzierung eines seiner größten Projekte zurückgezogen hatte, tilgte er visuell eindrucksvoll aus dem öffentlichen Gedächtnis. Dem französischen Archäologen Bertrand Capmartin de Chaupy (1720–1798) widmete er eine detailreiche und meisterlich ausgearbeitete Darstellung seines Stuhlgangs.

Giovanni Battista Piranesi
Giovanni Battista Piranesi, Satirische Vignette gegen Bertrand Capmartin De Chaupy, o.J.. Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Dietmar Katz

Ausstellung und Katalog wurden gemeinsam von Studierenden, Kurator/innen und Forscher/innen der Kunstbibliothek und dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt Universität zu Berlin konzipiert. Die kuratorische Leitung hatten Georg Schelbert, Humboldt-Universität zu Berlin, und Moritz Wullen, Direktor der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin.

Ort der Ausstellung: Kulturforum, Kunstbibliothek
Matthäikirchplatz 6, 10785 Berlin
Wiedereröffnung : Juli 2021 (Coronabedingt kann sich die Laufzeit der Ausstellung kurzfristig ändern)

Zur Website des Museums

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