Die Hermesvilla in Wien oder die Leipziger Mädler-Passage haben mit zahlreichen Baudenkmalen etwas gemeinsam: die Feinsteinzeugfliesen sind Sonderfertigungen des Herstellers Zahna, der sich auf die Restaurierung historischer Böden spezialisiert hat.
In vielen sanierungsbedürftigen Gebäuden schlummern unter einer dicken Staubschicht alte Fliesenböden. Sind Teile davon beschädigt, schlägt die Stunde von Herstellern, die detailgetreue Replikate fertigen können, beispielsweise Zahna in Sachsen-Anhalt.
Am Anfang erfolgt dabei stets eine genaue Bestandsaufnahme, in der neben den Maßangaben und der Farbbestimmung immer auch die Stückzahl und Quadratmeterangabe erfasst sowie eine Fotodokumentation erstellt werden. Für eine detaillierte Nachbildung, insbesondere der Farben, ist die Entnahme einer originalen Fliese unerlässlich. Denn die Farbentwicklung erfolgt bei Zahna im hauseigenen Labor. Die Farbproben sollten dann vor Ort mit den Originalfliesen verglichen werden. Dabei gilt es, die Lichtverhältnisse und die Nuancenunterschiede des Originalbelags zu berücksichtigen, die später das Erscheinungsbild beeinflussen können.
Bei der detaillierten Werkzeugzeichnung können Unregelmäßigkeiten im Muster der Originalfliese korrigiert oder aber bewusst beibehalten werden. Auf dieser Grundlage werden Farbkörper zusammengestellt und die benötigten Presswerkzeuge gefertigt.
Abriebbeständige Dekore durch mehrere Millimeter dicke Nutzschicht
Die im Manufakturverfahren hergestellten Fliesenrepliken weisen – im Gegensatz zu lediglich bedruckten Fliesen – eine farbgebende Schicht von ca. 3-5 mm auf, die eine dauerhaft abriebbeständige und langlebige Oberfläche bildet.
Die Dekore entstehen mit Hilfe der sogenannten »Designschablone«, einem Messinggitter, das in die gereinigte Pressform eingelegt wird. Arbeiter befüllen die Formkammern der Schablone von Hand mit dem benötigten Granulat, einem Gemisch verschiedener Rohstoffe wie Ton, Kaolin und Feldspat, sowie Farben. Nach dem Pressen wird der Fliesenrohling ebenfalls per Hand aus der Form entnommen; insgesamt lehnt sich der heutige Formgebungsprozess an die manuelle Herstellungsweise vor mehr als 100 Jahren an. Abschließend werden die Fliesen bei ca. 120°C getrocknet und bei ca. 1230°C gebrannt. Erst nach einer genauen Kontrolle treten sie – sortiert und in Kartons verpackt – ihre Reise zum Baudenkmal an. ~ra
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