Bücher
Wohnhaus-typologien
Reihenhäuser: Von Günter Pfeifer und Per Brauneck. 112 Seiten mit 250 S/W- Abbildungen. Kartoniert, 29,90 Euro, 46,90 sFr. Birkhäuser Verlag, 2008 Stadtbausteine: Reihe Basics. Von Thorsten Bürklin und Michel Peterek. 76 Seiten mit 25 S/W-Abbildungen. Kartoniert, 12,90 Euro, 19,90 sFr. Birkhäuser Verlag, Basel, 2008
~Christoph Gunßer
Zwei anschauliche neue Bücher widmen sich der Wohnbautypologie, ganz praktisch und detailliert das erste, eher allgemein und mit historischer Herleitung das zweite, schmalere. Beide eignen sich gut für Einsteiger ins Thema – schließlich lehren die Autoren an der TH Darmstadt beziehungsweise an der FH Frankfurt. Besonders das erste Werk bietet aber auch Planern aktuelle Referenzobjekte, teils auch nicht realisierte Studienarbeiten von hohem Niveau.
Aufgrund seiner extremen Wirtschaftlichkeit sei der Bautyp Reihenhaus aus der Landschaft der Wohnungstypen nicht mehr wegzudenken. Tatsächlich dürfte er nicht nur im Europa der letzten Jahre der am häufigsten verwendete »Stadtbaustein« sein. Gerade städtebaulich hat die Standard-Reihenhausstange aber große Schwächen, was im zweiten Buch ausführlich behandelt wird. Viele Beispiele des ersten leugnen zwar nicht die reihenhaustypische serielle Herstellung, nutzen aber Spielräume für die Individualisierung im Innern wie bei der Raumbildung im Straßenraum. Aus den Niederlanden werden neben Klassikern wie Hertzbergers Diagoon-Häusern aktuelle Patio-Typen gezeigt – der private Freiraum ist ja sonst ein Schwachpunkt des Reihenhauses. Auch Split-Level- und Back-to-back-Bauweisen können bei hoher Kompaktheit differenzierte Raumlösungen ergeben.
Eine kurze Einleitung stellt grundlegende Eigenheiten des Reihenhauses dar, während die gezeigten Häuser dann nur knapp erläutert werden. Interessant ist, dass der Bautyp trotz des demografischen Wandels weiter stark gefragt ist. Obwohl nur noch 7,7 Prozent der Bevölkerung dem früheren vierköpfigen Standardhaushalt entsprechen, setzt »die Clique der Immobilienwirtschaft«, nach Pfeifer und Brauneck »verschwo-rene Ignoranten«, jedoch noch allzu oft auf die Lösungen von gestern. Gut also, dass dieses Buch funktionierende Alternativen vorführt, die auch auf andere Lebenslagen passen.
Viel knapper als der alte »Prinz: Städtebauliches Entwerfen« vermittelt das zweite Buch dennoch wesentliche Aspekte zu diesem Thema, wie etwa Eckausbildungen, Gruppenbildung, Solitäre. Bei letzteren geht es auch auf das Phänomen der »überörtlichen« Solitäre ein, mediale Kultbauten wie Gehrys Guggenheim in Bilbao, die bei der Wahrnehmung von Architektur immer wichtiger werden. Die ganze Komplexität von Stadtentwicklung, Ökonomie, Beteiligungsprozessen kann das auf Gestaltung konzentrierte Bändchen indes nicht vermitteln.
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