Bücher
Vom guten Wohnen
Vier Zürcher Hausbiografien von 1915 bis zur Gegenwart. Von Marie Antoinette Glaser (Hrsg.), 232 S., Hardcover, 49,80 Euro, Niggli Verlag, Sulgen 2014
~Franziska Puhan-Schulz
Siedlungsbau soll sich langfristig bewähren. Aber es ist allgemein bekannt, dass sich die Bedürfnisse der Menschen und ihre Anforderungen an den Wohnraum im Lauf der Zeit verändern. Der Band »Vom guten Wohnen« beschäftigt sich mit Hausbiografien, also den Geschichten von Häusern über mehrere Jahrzehnte hinweg. Hierfür hat ein interdisziplinäres Forschungsteam exemplarisch acht Wohnungen aus verschiedenen Zürcher Wohnsiedlungen ausgewählt. Konkret handelt es sich um die Siedlungen: Kolonie Industrie I (1915); Zurlinden (1919), die beide aus der späteren Gründerzeit stammen, und die Heiligenfeld-Hochhäuser (1950-52) sowie Grünau (1975/76) aus der Nachkriegszeit.
Besonders anschaulich wird das Buch nicht nur durch die detaillierten Beschreibungen – den sogenannten Ortsbegehungen –, sondern auch durch die zahlreichen Fotos von Peter Hauser. Das Forschungsteam bringt die Wertschätzung des städtischen Raumeindrucks u. a. in Zitaten der Bewohner zum Ausdruck. Zum Hausbiografien-Ansatz gehört auch, dass auf Sanierungen bzw. bauliche Anpassungen eingegangen wird. Beispielsweise forderten Familien mehr 4-Zimmer-Wohnungen. Daraufhin wurden in der Kolonie I kleinere Wohnungen zusammengelegt. Auch mangelnder Schallschutz war immer wieder ein Thema.
Im Interview mit dem Direktor des Amts für Städtebau der Stadt Zürich, Patrick Gmür, werden nochmals die Ziele des städtischen Wohnungsbaus zusammengefasst: Nachhaltigkeit, Innenverdichtung, architektonische und städtebauliche Qualität, bezahlbare Mieten, soziale Durchmischung, multifunktionale Wohnungen, gute Erschließung sowie eine Reduzierung des Energieverbrauchs. Das Buch ist lesenswert, weil es sich mit Siedlungsbau im Kontext von Ästhetik, Technologie, Ökologie, Geschichte und Gesellschaft auseinandersetzt und Antworten auf die Frage gibt: »Für wen und mit welchem Anspruch sollen wir bauen?«
Teilen: