vernacular dwellings

~Karl J. Habermann

Das Buch über vernakuläre Architektur in China ist Teil einer in zehn Bänden angelegten Dokumentation über die Highlights der chinesischen Architekturgeschichte unter dem Titel »The Excellence of Ancient Chinese Architecture«. Da dieser Band dem Rezensenten inhaltlich besonders wichtig erscheint, wird er hier etwas genauer unter die Lupe genommen. Leider lässt sich der Begriff vernakulär im Deutschen mit »landschaftsgebundenem Bauen« kaum zufriedenstellend übersetzen. Hierzulande assoziiert man ihn meist nur mit bestimmten optischen Erscheinungsformen und weniger mit topologischen, klimatischen, ökologischen und ortsbezogenen Aspekten. Allerdings lässt sich aus der Entwicklung der Geschichte anonymer Architektur in den verschiedenen Teilen der Erde eine Menge lernen. Dabei geht es nicht nur um Objekte der Macht und Repräsentation, wie Burgen, Schlösser und Kirchen, sondern v. a. um die unterschiedlichen Formen des Wohnens. China bietet zwischen den Jurten der Mongolen, den Lehmhöhlen der Bauern in der Provinz Henan, den imposanten Wohnringen von Fujian und den verdichteten Wohnstrukturen in Sichuan, Peking und anderswo eine besonders breite und vielfältige Entwicklung der Wohnkultur, die stets sensibel die jeweilige Lebensweise, am Ort vorhandene Ressourcen und klimatische Verhältnisse widerspiegelt. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Landes hat leider viele dieser wichtigen Aspekte in den Hintergrund gedrängt und vorhandene baukulturelle Werte beiseite geschoben. Die im vorliegenden Band sorgfältig in Text, Zeichnungen und Fotos dokumentierten Relikte chinesischer Wohnbaukultur bieten weltweit zu beachtendes Anschauungsmaterial. Die weiteren Bände der Reihe behandeln Themen wie taoistische, buddhistische und islamische Glaubensstätten, öffentliche und private Gärten, Palastbauten und Verteidigungsanlagen. Die schlüssige Buchstruktur erleichtert das Nachschlagen. Übersichtskarten, Glossare und tabellarische Belege wichtiger historischer Ereignisse unterstreichen den enzyklopädischen Anspruch. Ein ansprechendes Layout mit einheitlich gestalteten Zeichnungen und hervorragendem Bildmaterial regen zum Weiterlesen an.