Nach acht Jahren, die er das Münchner Stadterweiterungsreferat leitete, wurde Theodor Fischer 1901 als Professor an die Technische Hochschule Stuttgart berufen. Die sieben Jahre, die er hier verbrachte, bevor er 1909 nach München zurückkehrte, mögen zeitlich als überschaubar einzustufen sein, für die deutsche Architekturgeschichte waren sie jedoch von kaum zu überschätzender Bedeutung. Denn Fischer prägte als Lehrer nicht nur eine jüngere Architektengeneration und wurde damit letztlich zum Gründervater der »Stuttgarter Schule«, er war nicht nur erster Vorsitzender des 1907 gegründeten Deutschen Werkbunds, sondern er entwarf in dieser Zeit auch seine wohl wichtigsten Werke. Diesen widmet sich nun ein mit kundigen Texten des Architekturjournalisten Dietrich Heißenbüttel versehenes Buch über Fischers Architektur, das v. a. durch die präzisen, die Details fokussierenden, aktuellen Fotos von Rose Haydu besticht. Während das Schaffen von Peter Behrens in den vergangenen Jahren in einer Reihe von Ausstellungen thematisiert wurde, liegt die große Fischer-Ausstellung von Winfried Nerdinger in München gut 30 Jahre zurück. Mit den vielen aktuellen Fotos ist das jetzige Buch, das an Fotobände von Haydu zu Martin Elsaesser und Paul Bonatz anschließt, eine willkommene Ergänzung zum damaligen Katalog, der ganz auf das historische Quellenmaterial setzte. Dokumentiert werden die unzweifelhaften Meisterwerke Fischers aus jenen Jahren: die Universität Jena, die Reutlinger Arbeitersiedlung Gmindersdorf, die Garnisonkirche Ulm, die Pfullinger Hallen sowie der benachbarte Schönbergturm und natürlich die Bauten in Stuttgart selbst wie die Heusteigschule, die Erlöserkirche und das Kunstgebäude. Vorgestellt aber werden auch eine Reihe weniger bekannter Projekte, darunter der von ihm überarbeitete Bahnhof in Plochingen, das Wochenendhaus des Fabrikanten Gminder am Bodensee und der Monopteros des Schillertemples in Bad Überkingen, ursprünglich temporär für die Feiern zum 100. Todestag Schillers in Stuttgart errichtet.