»Das Speichenrad verkörpert geradezu idealtypisch die Möglichkeiten maximaler Entmaterialisierung«. So bringt Christoph Palmen den Gegenstand seiner Untersuchungen in seiner Einleitung auf den Punkt. Erstaunlich ist es, dass sich weder ein Ingenieur noch ein Maschinenbauer oder ein Technikhistoriker sondern ein Architekt mit dem hochinteressanten Thema Speichenrad wissenschaftlich beschäftigt. Dies ist wohl dem immer noch universalistisch angelegtem Berufsbild geschuldet. Ob der Autor zu Beginn seiner Studien geahnt hat in welchem Umfang er fündig sein würde? Dass es ihm am Ende gelungen ist, Ordnung in die Vielzahl der akribisch gesammelten Ideen zu bekommen, ist die eigentliche Leistung der hier in Buchform präsentierten Dissertation. Christoph Palmen startet mit minutiös und verständlich formulierten Klärungen der statischen Begriffe, um dann in eine chronologisch wie typologisch geordnete Darstellung der Vielzahl von Anwendungen des Speichenradprinzips einzutreten. Neben berühmten Namen wie Leonardo da Vinci, Charles A. C. Palmer, Georg Ferris, Graf Zeppelin, Buckminster Fuller, Vladimir Suchov, Frei Otto, Peter Stromeyer, Horst Berger, David Geiger und Jörg Schlaich finden sich zahlreiche weniger bekannte Erfinder und Tüftler, die sich das Prinzip des Speichenrads zunutze machten. Die Fortbewegung in der Luft, zu Lande und zu Wasser ist in der Regel mit der Optimierung, sprich Minimierung des Materialeinsatzes verbunden. Hubschrauber, Luftschiffe, Fahrräder, Riesenräder, Autos und Raddampfer: das Prinzip des Speichenrads spielt immer wieder eine wichtige Rolle. In der Architektur kommt es allgemein bei weit gespannten Konstruktionen und im Besonderen bei Stadionüberdachungen spät aber spektakulär zum Einsatz. Ein wertvoller Teil der Abhandlung sind die Seiten mit der grafischen Gesamtschau über die Chronologie sowie die Morphologie der behandelten Beispiele. Abschließend meint der Autor: »Angesichts begrenzter Ressourcen wird man auch in Zukunft versuchen, beim Konstruieren auf das Speichenradprinzip zurückzugreifen«.
Nur selten kann eine Dissertation mit dieser Informationsdichte einem breiten, technisch interessierten Publikum uneingeschränkt empfohlen werden.