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Hans Poelzigs »Festbau« für die Arbeit
Die Textilfabrik Sigmund Goeritz A.G. in Chemnitz (1922–27). Von S. Grüne, G. Herberholz. 63 Seiten, Format 21,5 x 24,5 cm, mit etwa 20 S/W-Fotos und 15 Zeichnungen. Gebunden, 14,50 Euro. Passage Verlag, Leipzig, 2005
Poelzigs Todestag jährt sich in diesem Jahr zum siebzigsten Mal. In den letzten Jahren hat sich ein reges Interesse an seinem Leben und Werk entwickelt. Eine der wichtigsten und umfangreichsten Arbeiten ist im Jahr 2000 mit dem Begleitband zur gleichnamigen Wanderausstellung »Hans Poelzig in Breslau. Architektur und Kunst 1900 –1916« vorgelegt worden.
Eine facettenreiche Ergänzung stellt die Detailstudie zur Textilfabrik Goeritz in Chemnitz dar, die in den zwanziger Jahren realisiert wurde und als ein Schlüsselbauwerk für Poelzigs Übergang vom Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit betrachtet werden darf. Der reich illustrierte Band ist das Ergebnis einer Studie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Leipzig. Der Band bietet sowohl Einblick in verschiedene Entwurfsstadien als auch in die Unternehmensgeschichte. Verknüpft mit der damaligen schwierigen wirtschaftlichen Situation und der Rolle des Unternehmers erzählt er mehr als nur Architekturgeschichte. Die Entwurfs- und Bau- analyse des nur in einem kleinen Bauabschnitt verwirklichten Gesamtentwurfs wird durch eine Beurteilung des heutigen Zustandes abgerundet. Hierdurch wird der bisher wenig bekannte Symbolbau, mit dem Poelzig in die wuchernde Industriestadt ordnend eingreifen wollte, in seiner Bedeutung – auch durch die aufgezeigten Parallelen zu Festbauten in Poelzigs Œuvre – gewürdigt. Das Fortbestehen des Baus, der schon zu DDR-Zeiten unter Denkmalschutz gestellt wurde, ist trotz seines namhaften Urhebers nicht gesichert, wohl auch aufgrund von Chemnitz Reichtum an leer stehenden Industriebauten.
Ingrid Ostermann
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