Basels »Stadt Casino« mit Musik- und Veranstaltungssälen sowie gastronomischen Einrichtungen genügt heutigem Anspruch nicht mehr. Zaha Hadid soll’s richten. Bislang bekannt als Virtuosin des Solitärs, demonstriert ihr »Neues Stadt-Casino«, dass sie ebensogut Kontexte zu lesen, zu würdigen, vor allem aber auch in ihre flamboyante Welt zu integrieren versteht: Geschmeidig öffnet sich das massige Volumen ihres Entwurfs in und für den Stadtraum und fügt sich so distinkt wie harmonisch ins Umfeld.
Kuratiert und innenarchitektonisch eingerichtet in Zusammenarbeit mit Hadids Londoner Büro, stellt das Architekturmuseum Basel dem »Gesellschaftshaus« verwandte Arbeiten der Architektin vor. Fünf feingearbeitete, zeichnungskommentierte Modelle – vom Rosenthal Center for Contemporary Art Cincinatti über das Phaeno Science Center bis zur chinesischen Guangzhou Opera – blenden in der windschnittig gestylten Schau mit glitzernden Oberflächen freilich eher als zu informieren. Inspirierend hingegen führt eine Computeranimation durchs Basler Projekt. Eingebunden in historische Dokumentaraufnahmen ersteht die Zukunft verblüffend virtureal. Der wandgroße Videoschirm zeigt einen Spaziergang über Schautreppen, in die beiden Konzert- und Veranstaltungssäle; man nimmt Platz an einer Pausenbar, befühlt optohaptisch die roten Sitzpolster und realisiert endlich leise schwindelnd, dass dies erst eine Hypothek auf die Zukunft ist: 100 Mio Franken soll das Haus kosten. Wobei die Vertreter des Stimmvolkes hoffen, vierzig Prozent über Spenden einzuwerben – guten Mutes laden sie für den 9.9.2009 zur feierlichen Eröffnung: glückliches Basel! Werner Jacob
Bis 13. November, Architektur Museum Basel, Steinenberg 7, Di, Mi, Fr 11 – 18, Do bis 20.30, Sa+So bis 17 Uhr, kein Katalog, www.architekturmuseum.ch
Teilen: