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Wiederkehr der Landschaft (BErlin)

Ausstellungen
Wiederkehr der Landschaft (BErlin)

~Urte Schmidt

»Die Landschaft muss das Gesetz werden« forderte der Landschaftsarchitekt Walter Rossow vor etwa einem halben Jahrhundert. Seine These ist der Ausstellung »Wiederkehr der Landschaft« in der Akademie der Künste vorangestellt und beschließt sie in Form eines Zeitungsartikels auch wieder. Im Zentrum der Ausstellung steht ein exemplarischer Vergleich der Stadtentwicklung von Venedig und Las Vegas mit Fokus auf deren gegenwärtig äußerst kritischen Zustand.
Kuratorin und Landschaftsarchitektin Donata Valentien (eine Nachfolgerin Rossows als Leiterin der Sektion Baukunst innerhalb der Akademie) inszenierte die Ausstellung in drei Akten. Den ersten, abgedunkelten Raum dominieren verstreut gehängte, ausladende Leuchtkästen mit beidseitigen Zitaten: Joachim Ritter und Ernst Jandl, Christa Wolf, Thomas Mann oder Volker Braun kommen hier zu Wort: »(…) Natürlich bleibt nichts. Nichts bleibt natürlich. (…)« Gerahmt ist dieses Labyrinth von vereinzelten Bildschirmen entlang der Wände, die eine tänzerische Auseinandersetzung mit Landschaft zeigen, aber auch dokumentarische Arbeiten beispielsweise von Volker Koepp sind zu sehen: Weite Landschaften mit viel Himmel eröffnen sich da, Wind, Wellen und Regen sind zu hören auf den Wegen des Filmemachers zwischen »Berlin-Stettin« und durchs »Pommerland«.
Auch in den zweiten großen Ausstellungssaal dringt kaum Licht von außen. Den Boden gliedern zwei riesige, kreisförmige Becken, eines gefüllt mit Wasser, das andere mit Sand. Unterhalb der Wasseroberfläche verschwimmen die Projektionen historischer Schwarz-Weiß-Fotografien Venedigs, auf der welligen Sandfläche erscheinen alte Bilder von Las Vegas als nachträglich kolorierte, sehnsüchtige Erinnerung. Dieser sinnlichen Vermittlung der Elemente, die für die Städte grundlegend waren und sind, stehen eindrucksvolle Luftaufnahmen des amerikanischen Fotografen Alex S. MacLean gegenüber. Als großformatige Diaprojektionen verdeutlichen sie nicht nur offensichtliche Gegensätze, sondern auch erstaunliche Parallelen im Erscheinungsbild der so gegensätzlichen Metropolen: Siedlungs- muster, Grünstreifen und Baumreihen, Wegenetze, erodierende Flächen und ausgemer- gelte Landschaften, Straßen- und Wasserschneisen. Die massiven ökologischen Probleme, mit denen beide Städte seit Langem konfrontiert sind, veranschaulichen bebilderte Zeitleisten: Venedig droht zu versinken; in Folge der weiträumigen Versiegelung im Las Vegas Valley der Mojave-Wüste führten Regenfälle zu Überflutungen und Erosion. Der hohe Trinkwasserverbrauch wird aufgeführt, um unter der Überschrift »Learning from« die ungleiche Verteilung dieses lebensnotwendigen Elements zu veranschaulichen.
»Wiederkehr der Landschaft« meine die Wiederentdeckung einer ganzheitlichen Wahrnehmung von Stadt und Land, so Donata Valentien. Eine solche zeigt die Vielzahl geplanter und realisierter Projekte der Stadt- und Landschaftsplanung, die im dritten und sehr hellen Raum versammelt sind. Artenvielfalt, Verknüpfung, Transformation hießen die Ziele des Büros Kiefer für den Landschaftspark Adlershof. In landwirtschaftlich genutzte Terrassen wandelt sich eine Deponie bei Barce-
lona nach der Renaturierung durch Batlle i Roig Arquitectes, und ein Campus der Architekturfakultät im chinesischen Shenyang belegt die produktive und soziale Funktion des Getreideanbaus. Die Erkenntnisse, die diese Ausstellung präsentiert, sind nicht durchweg neu, in dieser künstlerischen Inszenierung aber spannend aufbereitet. Bleibt zu hoffen, dass die vielen schönen Pläne, die einen überraschend positiven und ästhetischen Ausblick bieten, keine Einzelfälle bleiben.
Bis 30. Mai. Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Di-So 11-20 Uhr, Publikation zur Ausstellung 38 Euro, www.adk.de
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