Städtebau ist die Kunst, Wissenschaft und Technik der Entwicklung menschlicher Siedlungen. Dabei geht es weniger um die Gebäude an sich als um deren Anordnung, Beziehung zueinander und Verbindung zur Umwelt. Krisen haben die Disziplin des Städtebaus ebenso beeinflusst, wie sie Auswirkungen auf die Entwicklung der verschiedenen urbanistischen Bewegungen hatten.
Paradigmenwechsel im Städtebau
Aktuell konfrontieren uns die Pandemie, aber auch die Herausforderungen des Klimawandels, z.B. durch die zunehmenden Starkwetterereignisse, mit der Fragilität der gebauten Umwelt – und lassen damit den Ruf nach einem Überdenken der Ziele und Mittel des Städtebaus laut werden.
Die Ausstellung »Territorial Turn« im Haus der Architektur in Graz versteht sich als Plädoyer für einen Paradigmenwechsel im Städtebau. Dieser Paradigmenwechsel steht für ein ganzheitliches, sektorenübergreifendes und vernetztes Raumverständnis sowie für eine enge Verbindung der gebauten Umwelt mit lebenden Systemen – ein Ansatz, der die überwiegend gebäudeorientierte Haltung in der räumlichen Entwicklung zugunsten einer verstärkten Wertschätzung des öffentlichen Raums ablöst.
Territorial Turn
Dabei wird der Raum zwischen den Gebäuden als wesentlich für den ökologischen und sozialen Wandel begriffen. Projekte sollten nicht durch Grundstücksgrenzen definiert werden, sondern erfordern eine Planung, die in einem größeren Kontext verortet ist und in der vorhandene sozio-ökologische Systeme und Kreisläufe integriert sind.
So entstehen große, zusammenhängende Stadtsysteme, die durch die vernetzten Strukturen eine stärkere Resilienz gewinnen und die Ziele des wirtschaftlichen Fortschritts, der Modernität und Technologie überschreiten. Territorial Turn folgt somit der Vorstellung einer übergeordneten räumlichen Vision einer gerechten und ökologischen Stadt mit hoher Lebensqualität für Mensch und Umwelt.
Mutige Konzepte
Die Ausstellung stellt mutige Konzepte vor, präsentiert wegweisende Lösungsmöglichkeiten und beschreibt grundlegende Städtebaubegriffe, die dazu beitragen eine ökologische und gerechte Zukunft der Stadt im territorialen Maßstab aktiv zu denken, zu planen, zu gestalten und umzusetzen.
Anhand von sieben ausgewählten praktischen Beispielen aus Nantes, Leipzig, Amsterdam, Leuven, Wien, Péronnes-lez-Antoing und Trofaiach wird eine zukunftsweisende Ausrichtung des Städtebaus aufgezeigt.
Wegweisende Publikation
Als kollaborative Erweiterung der Ausstellung »Territorial Turn« werden die Grazer eingeladen, räumliche Situationen mit Handlungsbedarf in ihrer Stadt zu identifizieren und einzureichen, um gemeinsam neue räumliche Vorschläge zur Umgestaltung im Sinne des Territorial Turn zu entwickeln.
Die Inhalte der Ausstellung basieren auf der Publikation »Basics of Urbanism – 12 Begriffe der territorialen Transformation« vom Institut für Städtebau, TU Graz, erschienen bei Park Books.
Begleitendes Symposium
Am 15. und 16. September 2022 findet ein internationales Symposium des Instituts für Städtebau an der TU Graz statt. Zahlreiche internationale Keynote-Speaker wie Paola Viganò (EPF Lausanne), Stefan Rettich (Universität Kassel), Eva Pfannes (Ooze, Rotterdam), Susanne Eliasson (Grau, Paris) werden ihre Perspektive auf den Territorial Turn vorstellen.
Zudem sind Diskussionsrunden u.a. mit Han Meyer (TU Delft) und Marcel Smets (KU Leuven) geplant. Das Symposium findet an der TU Graz statt.
Vernissage: 2. Februar 2022, 11–17 Uhr
Ausstellungsdauer: 3. Februar bis 3. April 2022
Begleitprogramm: Vortragsreihe, Symposium
Save the Date: Symposium Territorial Turn, 15. bis 16. September 2022
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