Bleiche Betonskelette erheben sich über sauber präparierten Plateaus. Rundum kristalline Trockenheit, die die Fremdkörper hart konturiert und auf lange Sicht konserviert. Die Rohformen geplatzter Urlaubsträume tragen Namen wie King Sinefro, Sultans Palace oder Magic Life Imperial. Es bedarf keiner großen Fantasie die PR-Synthetik der Hotelnamen in ein entsprechendes Fassade aus Dünnschliffmarmor, verspiegeltem Glas und Schlagmetall zu übersetzen. Das Münchner Künstlerinnenduo Haubitz + Zoche präsentiert elf großformatige Arbeiten aus ihrer klar strukturierten Dokumentationsreihe Sinai Hotels, die in den Jahren zwischen 2001 – 04 entstand. Meist aus der Untersicht werden die Baukerne gezeigt, die internationale Hotelketten entlang der Küste des Roten Meeres buchstäblich in den Sand gesetzt haben. Für den Baustopp sorgten Fehlkalkulationen, Subventionsskandale oder auch schlicht Angst vor der weiteren politischen Entwicklung in der Region. Mit nüchternem Blick und präziser Optik wissen die Fotografinnen die bizarre Utopie der Hotelprojekte zu bannen und zu ästhetisieren: Pharaonentempel mit Belvedere, Zinnen bekrönte Karavanserei, Chinesischer Palast, barocker Cour d’Honneur, Space-Shuttle und Garagenrondell besetzen eine Landschaft zwischen Irgendwo und Überall. Arpsche Mulden im Sand deuten türkisblaue Pools an, Säulenschäfte ohne Kapitelle versprechen schattige Pergolen und schwungvolle Treppenläufe träumen von konfektionierten Roben. Bis in die Details von Verschalungen und Bewehrungseisen vermag die ungewöhnliche Architekturkritik zu faszinieren. So global das Thema, so singulär ist die Situation auf dem Sinai: Die Wüste macht die Allerweltsruinen zu Präparaten des Absurden. Ira Mazzoni
Bis 26.3.2006. Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum, Katalogbuch ab März im Verlag Fotohof Edition Salzburg
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