Kirchen gelten als architektonische Meisterwerke. Raum pur und traditionelle Symbolik vereinen sich zu Architektur. Ein meditativer Ort für Gläubige und Ungläubige – seit Jahrhunderten. Aber auch die Kirche geht mit der Zeit, zumindest aus architektonischer Sicht und beweist sich als aufgeschlossener Bauherr. In Österreich war die Kirche schon einmal in den sechziger Jahren Initiator wichtiger Auseinandersetzungen, vor allem als Diskussionspartner mit Architekten wie Friedrich Kurrent. Damals wurden neue räumliche Konzepte für dezentrale liturgische Gemeinschaftsräume entwickelt. Zwölf zeitgenössische Beispiele einer fruchtbaren Zusammenarbeit zeigt jetzt die Ausstellung in Krems. Genau genommen geht es um die Zeit nach 1989, einer Phase großer Veränderungen, die auch den europäischen Sakralbau erfasste. Kurator und Theologe Marcus Nitschke spricht gar von einer »überraschenden Renaissance«. Die Bauten aus Deutschland, Österreich und Polen stehen dafür exemplarisch und sollen die »Diskussion über die kulturelle Identität Europas anregen und fortführen«. Mit diesem Anspruch bleibt die Ausstellung allerdings sehr fragmentarisch. Zu weitläufig ist das Thema Religion im Raum Europa, und nicht zuletzt zu unterschiedlich die Glaubensgeschichte der drei Beispielländer. Oder wäre die CD »Abba Pater« des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. in Deutschland ebenso ein Verkaufshit wie in Polen, wo sich 80 Prozent der Schüler als religiös bezeichnen? Immerhin wagt sich die Dokumentation thematisch auch an immobilienwirtschaftliche und kirchenrechtliche Fragen heran. Das große europäische Miteinander, die kulturelle Heterogenität bleibt in der Ausstellung dennoch unangetastet. Manuela Hötzl
Bis 12. Februar. Kunsthalle Krems (A), Franz Zeller Platz 3, täglich von 10 – 17 Uhr, Katalog 28 Euro, www.kunsthalle.at
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