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Multiple City (München)

Ausstellungen
Multiple City (München)

~Christoph Randl

Zum 100-jährigen Bestehen des Lehrstuhls für Städtebau an der TU München, dem als Erster Theodor Fischer vorstand, präsentiert das Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne die von Susanne Schaubeck kuratierte Ausstellung »Multiple City – Stadtkonzepte 1908 I 2008«, eine Reflexion der urbanistischen Leitbegriffe dieses Jahrhunderts. 16 Themen der Stadtbaugeschichte werden in Begriffspaaren vorgestellt, darunter bekannte wie »New Towns – New Capitalist City«, aber auch weniger geläufige Idiome wie »Situativer Urbanismus – Performativer Urbanismus«. Der Dialektik doppelter Slogans folgend, werden neue, am Lehrstuhl der aktuellen Fischer-Nachfolgerin Sophie Wolfrum entstandene Fotos Originaldokumenten aus der Entstehungszeit der jeweiligen urbanen Gedankenwelt gegenübergestellt. Ergänzt wird dies durch präzise gefertigte Modelle wie etwa dem eindrucksvollen Nachbau der Living City von Frank Lloyd Wright. Durch die unmittel- bare Konfrontation miteinander wird sehr schnell die Flüchtigkeit des Absolutheitsanspruchs vieler historischer Begriffe als städtebauliche Leitbilder deutlich, während deren ästhetische Konzepte, etwa bei der »Funktionalen Stadt«, häufig noch recht aktuell erscheinen. Schon die egalitäre Behandlung der Begriffe weist darauf hin, dass der Glaube an doktrinäre Ideologien in der Stadtplanung weitgehend verloren gegangen ist. Gerade angesichts der zahlreichen Eingriffe, die Theodor Fischer noch in München umsetzen konnte – an einem großflächigen Plan beeindruckend demonstriert – werden die Probleme gegenwärtiger Stadtplanung sehr deutlich. Dass das heute so dominante Thema der Megacities nur im Zusammenhang mit dem »Mythos Großstadt« Erwähnung findet, also ganz ohne Hinweis auf seine aktuellen sozialen Dimensionen auskommt, befremdet etwas. Erfreut nähert man sich dagegen einem Satz vorher noch nie gezeigter Originale von Lucio Costa zur Planung Brasilias, wie man überhaupt unter den Exponaten einige Entdeckungen machen kann.
Die Layouts werden von weiß-grauen Kuben unterschiedlicher Größe getragen, leicht begreifbar als Analogie zu urbanen Solitären. Sieht man von den Titeln ab, wird auf Beschriftung und Erläuterung verzichtet. Stattdessen informiert ein Abreißplakat in sehr kleiner Schrift oft mehr anekdotisch als erläuternd. Dies übernimmt dafür der Katalog, der mit einer Vielzahl von Artikeln Spotlights auf die präsentierten Themen wirft. Für Besucher ohne professionelle Assoziationsketten zu den klassischen Schlagwörtern des Urbanismus wäre etwas mehr Tafeltext sicher ausgesprochen hilfreich.
Italo Calvino, der Autor des literarischen Urbanismusbilderbogens »Die unsichtbaren Städte«, stellte fest, »dass die Städte dabei sind, sich in eine einzige Stadt zu verwandeln, in der sich die Unterschiede verlieren, die einst eine jede einzelne charakterisierten«. Das, so meint man deutlich zu erkennen, muss das Multiple sein, das die Ausstellung im Titel trägt.
Bis 1. März. Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, Di–So 10–18, Do bis 20 Uhr. Begleitende Publikation (Jovis Verlag), 39 Euro. www.architekturmuseum.de
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