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Mission: Postmodern (Frankfurt a. m.)

Ausstellungen
Mission: Postmodern (Frankfurt a. m.)

~Franziska Puhan-Schulz

Man sieht es bereits von außen: Hier wird mit feiner Ironie jüngste Historie reflektiert. Auf der Arkade des DAM-Architekten Ungers sind Fotos unterschiedlicher Säulen angebracht, denn anlässlich des 30-jährigen DAM-Jubiläums wird auf die bewegten Gründungsjahre zurückgeblickt. Die Tagebuchaufzeichnungen des Gründungsdirektors Heinrich Klotz ermöglichen es dem Ausstellungskurator Oliver Elser, Einblicke in den Aufbau der Sammlung, die Entstehung des Museumsgebäudes und die Begegnungen mit wichtigen Architekten der Gegenwart zu geben.
Präsentiert wird zunächst chronologisch: Im EG des Hauses werden auf den Außenwänden die drei Wege dargestellt, die Klotz in das hierfür eigens nachgebaute DAM-Direktorenzimmer mit den originären, unbequemen Sitzmöbeln brachten. Als Gastprofessor in Yale hatte er wichtige Architekten interviewt, in Marburg half er als Professor für Kunstgeschichte (seit 1972) die dortige Altstadt vor dem Abriss zu retten.
Wie wurde Fritz Geldmachers Gründerzeitvilla am Schaumainkai zu Ungers‘ »Haus im Haus«, dem Deutschen Architekturmuseum? Auf Plänen und Fotos sieht man unverfälscht, wie Ungers nicht nur das Gebäudeinnere, sondern auch die rückseitige Fassade an seine architektonischen Vorstellungen angeglichen hat. Rund 50 Ausstellungen gab es unter der Direktorenzeit von Klotz (1984–89) im DAM. Wesentliche werden schlaglichtartig visualisiert: »Revision der Moderne« (1984), in der sich Klotz maßgeblich für die Architekten der Postmoderne – Charles Moore, Aldo Rossi, Oswald Mathias Ungers, Robert Venturi und Denise Scott Brown – einsetzte. Zwei Jahre später »Vision der Moderne« mit technischen Lösungen und ökologischer Architektur. Man staunt angesichts seines damaligen Trends, Architektur in üppiger Malerei zu präsentieren. Zudem brachte Klotz Architekturkritik in Form von fotografischer Bestandsaufnahme »Hessen vermessen« und Karikaturen »Bau, Steine, Scherben« ins Museum.
Das Herzstück der Ausstellung ist die sogenannte Wunderkammer des DAM, ein Sammelsurium für das Museum erworbener Designobjekte und Kunstwerke. Viele der ca. 140 im 1. OG dicht gestellten bzw. auf Nussbaumfurnier angebrachten Objekte waren bisher nie ausgestellt und die Einkaufspreise werden hier erstmalig offen gelegt. Zu den im Rahmen der Wunderkammer ausgestellten Highlights gehören frühe Zeichnungen von Rem Koolhaas; Werke von Christo, Baselitz und Lüpertz sowie ein Modell der 8 Meter hohen Aluminiumskulptur »Nike«, die als Wahrzeichen des Museumsufers an einem Stahlträger über dem Main schweben sollte.
Seine größte kommunalpolitische Niederlage war vielleicht, dass Klotz sich mit der Aufstellung dieses Zeichenträgers nicht durchsetzen konnte. Dafür wird an einer Wand nachgezeichnet, welche Bauten der Postmoderne in Frankfurt entstanden sind und inwiefern Klotz daran beteiligt war – darunter Messetorhaus/Messeturm, viele Bauten des Museumsufers, die Bebauung der Saalgasse und die Schirn.
Das besondere dieser Ausstellung ist, dass Architektur aus ihrer Entstehungszeit heraus kommentiert wird. Insofern sind der Katalog mit dem Abdruck der Klotz-Tapes und die Auswahl der Abbildungen aus seiner Diasammlung ein wichtiges Zeitzeugnis. Ob man nun Ironie oder historische Zitate in der Architektur wertschätzen möchte oder nicht – in Frankfurt sind diese, nicht nur in der Ausstellung, sehr präsent.
bis 19. Oktober. Mission: Postmodern – Heinrich Klotz und die Wunderkammer DAM. Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai 43, 60594 Frankfurt a. M., Di-So 11-18, Mi bis 20 Uhr, www.dam-online.de
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