Joe Colombo (Weil am Rhein)

Stapelstühle aus Kunststoff, Multifunktionsmöbel und komplette Interieurs, ein Bordgeschirr für Alitalia, Architekturentwürfe und Ideenskizzen für Autokarosserien, all dies gehört zum Werk des italienischen Designers Joe Colombo (1930 – 71), dem das Vitra Design Museum seine derzeitige Ausstellung widmet. Die materialreiche Präsentation umfasst bisher noch nicht gezeigte Prototypen, originale Handzeichnungen, Pläne, Modelle, Filmdokumente sowie eindrucksvolle Foto-Leuchtkästen. In vier Sektionen folgt sie dem kurzen Leben des in Mailand geborenen Design-Dandys, der sich nie ohne Anzug und Pfeife zeigte. Nach seinem Kunst- und Architekturstudium schloss er sich zunächst der Bewegung der Nuklearen Malerei an und wandte sich Mitte der 50er Jahre verstärkt der Architektur zu. In seinem Entwurf der »Nuclear City« hätten die Menschen in Kugelhäusern, die sich nach der Sonne drehen, gelebt, die gesamte Infrastruktur wäre unter der Erde verschwunden. Ab 1962 interessierte sich Colombo zunehmend für Design: Er entwarf Möbel wie für die Kommandozentrale eines Raumschiffs – so den Sessel »Elda« (1963) – aber auch eher pragmatische Stücke wie den Kunststoff-Stapelstuhl »Universale« (1965). Höhepunkt seines Schaffens waren jedoch die futuristischen Wohnwelten, wie er sie zum Beispiel 1969 in der Visiona I Ausstellung in Köln präsentierte. Wer sich allerdings auf eine opulente Zeitreise in die Sechziger begeben will, wird vom eher nüchternen und dennoch manchmal unangemessen dominanten Ausstellungslayout enttäuscht sein. Auch fällt die designgeschichtliche Einordnung Colombos Arbeiten zu knapp aus. Eine lohnende Ausstellung, die sein Œuvre erstmals vertiefend darstellt, ist es dennoch geworden. uk

Bis 10. September. Vitra Design Museum, Charles-Eames-Straße 1, Di – So 11 – 18 Uhr, Katalog 49 Euro; www.design-museum.