James Stirling (Stuttgart)

~Anna Sussieck

1984 war es wohl das Architekturereignis des Jahres: die Eröffnung der Neuen Staatsgalerie in Stuttgart von James Frazer Stirling (1924-92); und Jahrzehnte später gilt sie als eins der bemerkenswertesten Zeugnisse der Postmoderne. »Vermisst« man auch die ansonsten für diesen Stil typischen Säulen und Giebel weitgehend, so sind die antikisch wirkende offene Rotunde und die röhrenartigen Geländer in Hellblau und Magenta doch eindeutige Verweise. Die farbigen »Rohre« begleiten die Mauern aus Sandstein und Travertin; unterbrochen werden diese im Foyerbereich von verglasten Fassadenteilen mit froschgrünen Fensterprofilen. Im Sockelbau finden sich hingegen ein ägyptisch anmutendes Tor und herausgefallene Steinquader. In diesem Bau, der Ruinenromantik und Pop-Art miteinander vereint, und den der Architekt als Kritik an einem geistlos gewordenen Funktionalismus in der Architektur verstand, kann man zurzeit noch die Ausstellung »James Frazer Stirling – Notes from the Archive, Krise der Moderne« besuchen.

Zusammengestellt wurde die informative Schau vom Centre Canadien d’Architecture (CCA) in Montreal, das im Jahr 2000 den umfangreichen Nachlass erworben und seither katalogisiert hat, und dem Yale Center for British Art. Gezeigt werden rund 30 wichtige Bauten und nicht realisierte Projekte anhand von Zeichnungen, Plänen, Modellen (originalen und neu angefertigten), Schriftstücken und Fotos. Das Material zeigt den britischen Architekten, der 1981 mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde, als virtuosen Zeichner, innovativen Denker und begabten Fotografen. Obwohl die mit viel Fachkenntnis zusammengestellten Exponate durchaus ansprechend präsentiert werden, bleibt die Ausstellung doch etwas akademisch. Denn die zum überwiegenden Teil noch nie präsentierten Dokumente werden kaum durch Bilder der fertigen Bauten ergänzt und belebt – außer dann, wenn der Architekt selbst als Fotograf fungierte. So bleibt es eine Ausstellung für Stirling-Kenner (mindestens Liebhaber), während es all jenen, die sich von dem Besuch erhofften, Stirlings Werk kennenzulernen, wohl schwerfallen dürfte, sich im Anschluss ein plastisches Bild zu machen. Leider hilft auch der materialreiche Katalog kaum weiter, sogar hier fehlen Aufnahmen der realisierten Bauten.

Bis 15. Januar. James Frazer Stirling – Notes from the Archive, Krise der Moderne. Neue Staats-galerie, Konrad-Adenauer-Str. 30-32, 70173 Stuttgart, Mi, Fr-So 10-18, Di+Do 10-20 Uhr, www.staatsgalerie.de