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Interferenzen Architektur (Frankfurt a. M.)

Ausstellungen
Interferenzen Architektur (Frankfurt a. M.)

~Franziska Puhan-Schulz

Was passieren kann, wenn ein französischer und ein deutscher Architekturhistoriker seit dreißig Jahren an einen Thema arbeiten: die Architekturräume Frankreichs und Deutschlands und deren lebendige Wechselbeziehungen? Es entsteht fünfzig Jahre nach dem Elysée-Vertrag eine große und großartige Ausstellung, die nach dem »Musée d’Art Moderne et Contemporain de Straßbourg« in überarbeiteter Form im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt auf zwei Ebenen zu sehen ist.
Besondere Aufmerksamkeit legen die Kuratoren, Jean-Louis Cohen von der New York University (*1949) sowie Hartmut Frank von der HafenCity Universität Hamburg (*1942), auf die wechselseitige Beeinflussung der Metropolen Paris und Berlin sowie auf die Situation der Grenzregion.
Die Schau erstreckt sich über neun Etappen, die übersichtlich farblich voneinander abgesetzt sind. Sie vermittelt mit 430 selten oder noch nie gezeigten Exponaten einen Überblick über die architektonische und städtebauliche Interaktion zwischen Frankreich und Deutschland von den Jahren nach der Französischen Revolution und dem Ersten Kaiserreich bis in die Gegenwart. Ausgestellt sind Pläne, Architekturzeichnungen, Modelle und Fotografien, Filme, Bücher und nicht wenige Kunstwerke.
Im Zeitalter der entstehenden Nationalstaaten werden zunächst diverse Versuche beleuchtet, »volkseigene« Charakteristika in der Architektur zu definieren. Die Schau greift z. B. Schinkels zwei Paris Aufenthalte auf, um zu zeigen, dass sie seine Suche nach einer nationalen Identität stärker prägten als jeder andere Auslandsaufenthalt. Auch wird die romantische Sicht auf Burgen und gotische Kathedralen anhand der Diskussionen um die Vollendung des Kölner Doms diskutiert.
Die beiden Jahrzehnte bis zum Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 stehen im Zeichen der Industriellen Revolution und des Stadtumbaus – Haussmann‘s Paris wird hier neben Hobrecht‘s Vorschlag für Berlin thematisiert. Die nach dem Krieg stattfindenden anspruchsvollen Stadterweiterungen von Straßburg und Metz werden ebenso dokumentiert wie Memorialbauten in beiden Ländern – Viollet-le-Duc z. B. führt die Restaurierung des Schlosses Pierrefonds zu Ende und Bodo Ebhardt baut die Ruine der Hohkönigsburg zu einer Residenz des deutschen Kaisers im Elsass um.
Ganz anders zeigt sich das neue Jahrhundert mit beeindruckenden Beispielen des Eisenbetonbaus. Viel Raum nimmt die Etappe über das Jahrzehnt der Besetzungen und des Wiederaufbaus im 1. OG. ein (1939-49). Überraschungen hält auch das Kapitel über die Modernisierungen bis 1961 bereit – Interferenzen finden sich hier vor allem im Kirchenbau. Schließlich wird die zunehmende inter- nationale Mobilität der Architekten thema- tisiert.
Die Schau zeigt viele Geschichten von Städten, von Architektur, von Menschen innerhalb der Geschichte der Nachbarländer – die Auswahl macht die Ausstellung so wertvoll. Nebenbei erfährt der Besucher die Kunst der Architekturdarstellung vom Aquarell zum 3D-Modell.
Der von Wolfgang Voigt koordinierte Katalog endet nach den Annexionen aus der Geschichte konsequent mit einer versöhnlichen Geste: der Fußgänger- und Radfahrerbrücke von Marc Mimram über den Rhein zwischen Straßburg und Kehl (2002-2004).
Bis 12. Januar. Interferenzen/Interférences Architektur. Deutschland – Frankreich 1800-2000. Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt a. M., Di-So 11-18, Mi bis 20 Uhr, Katalog im Wasmuth Verlag 2013, www.dam-online.de
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