Kinder, ganz vertieft in ihr Spiel mit Bauklötzen, sind auf den großformatigen Postern von Albrecht Schäfer zu sehen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man den Berliner Alexanderplatz oder die Entwürfe von Le Corbusier für eine Idealstadt aus lauter Hochhäusern. Ein recht böser, ironischer Kommentar zum Ende der großen städtebaulichen Utopien, den Beschränkungen der Mittel und den Allmachtfantasien, die nicht nur kindlichen Planspielen innewohnen. Hier im Alten Lazarett sind es Künstler, die Architektur und Städtebau thematisieren. Dan Graham dokumentiert kühl die gleichförmigen »Homes for America« in den Suburbs der Großstädte, während Melanie Smith Luftaufnahmen des Straßenrasters von Mexiko Stadt zeigt. Und bei Jonas Dahlbergs Fotomontagen verdichtet sich die Gesichtslosigkeit der europäischen Klein-städte zu einer Ansammlung von strengen Architekturen – fensterlosen, gleichförmigen Skulpturen. Im Kunstverein stehen dagegen die utopischen – schon wieder historischen – Planungen von Archigram, Oscar Niemeyer, Le Corbusier und Constant im Vordergrund. Eher minimalistische Auseinandersetzungen mit dem abstrakten Raum und seinen Dimensionen z. B. von Carl Andre dominieren in den Ausstellungsräumen der Fachhochschule. Skulpturen und Installationen im Stadtraum wie Franka Hörnschemeyers Labyrinth aus beweglichen Verschalungsbrettern beziehen sich direkt auf den Ort, die mehr oder weniger barocke Potsdamer Innenstadt. So versammelt die facettenreiche Ausstellung die wichtigsten zeitgenössischen künstlerischen Positionen zu den Themen Städtebau, Architektur und Raum. Es gibt viel zu entdecken bei diesem klug gewählten Parcours durch Barock und Realsozialismus. Ralf Wollheim
Bis 29. Oktober, Galerie der FH Potsdam, Friedrich-Ebert-Str. 6 und verschiedene Orte in der Stadt, Katalog deutsch/englisch, 29 Euro. www.idealcity-invisiblecities.org
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