Ähnlich einem Trödelmarkt der Ideen präsentieren die Architekten ihre Arbeiten und revolutionieren damit den klassischen Typus der Architektur-Ausstellungen. Im Haus der Kunst gibt es jetzt die letzte Gelegenheit, das unter der Werknummer 250 eingetragene Resümee in erweiterter Form zu besichtigen. Auf rund hundert Tischen breiten die Schweizer ihr Ideenlager aus. Architektur, so lernt man, hat weniger mit Plan als mit lustvollem Spiel, weniger mit Computergrafik als mit materiellen Experimenten, sinnlichen Erfahrungen und einer nahezu kindlichen Neugier zu tun. Das Raumspezifische wird tastend gesucht. »Irrungen und Wirrungen« exzessiver Materialrecherchen sind offen dokumentiert. Vom Strich im Skizzenbuch über gebogene Pappen, ab- geschmirgelte Spanplatten, durchlöcherte Filze, aufgespießte Styroporwolken und archaische Kräuterzucker-Brocken reicht das Arsenal des formenden Denkens. Die Frage »Wie stellt man Architektur aus?« ist beantwortet. »Wir wollen zeigen, wie unsere Gebäude entstehen, nicht wie sie aussehen.« Wie sie aussehen, kann man in München an vier Bauwerken prüfen: die Sammlung Goetz, das Wohn- und Geschäftshaus in der Herrenstraße, das Altstadt-Implantat »Fünf Höfe« und die Allianz Arena. Da an einem Fifa-WM-Stadion keine Werbung erlaubt ist, wurde das Allianz-Logo von der Fußball- arena auf das Dach des Hauses der Kunst transferiert: Initialzündung für eine Diskussion über Kunst, Kommerz und öffentlichen Raum. Drückt die Dachinstallation dem Haus der Kunst einen Kommerzstempel auf, während die Arena wieder zur puren Skulptur wird? Sind künftig sogar Sponsoren namen an Kulturbauten denkbar? Fragen, die nachdenklich machen. Ira Mazzoni
Bis 30. Juli. Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, täglich 10–20 Uhr, Do bis 22 Uhr, www.hausderkunst.de
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Trockene Socken
