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Friedrich Weinbrenner (Karlsruhe)

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Friedrich Weinbrenner (Karlsruhe)

Friedrich Weinbrenner (Karlsruhe)
Friedrich Weinbrenner
~Mathias Remmele

In Karlsruhe begeht man dieses Jahr das 300-jährige Jubiläum der Stadtgründung durch den Markgrafen Carl Wilhelm von Baden-Durlach. Wie üblich wird der runde Geburtstag mit einem Reigen von Veranstaltungen und Ausstellungen gefeiert. Eine davon ist Friedrich Weinbrenner (1766-1826) gewidmet – dem Architekten, der in seiner rund 25-jährigen Tätigkeit in Karlsruhe das Erscheinungsbild der Stadt wie kein anderer vor oder nach ihm geprägt hat. Die vom Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) konzipierte und in den Räumen der Städtischen Galerie präsentierte Schau beeindruckt zunächst durch ihren Materialreichtum. Es ist die mit 400 Original-exponaten wohl umfassendste Ausstellung, die je zu Leben und Werk des badischen Architektur-Übervaters zusammengetragen wurde. Und allein die Präzision und künstlerische Qualität der hier gezeigten Zeichnungen aus der Hand Weinbrenners und seiner Schüler, sind einen Besuch in der Städtischen Galerie wert. Sie trösten, nebenbei bemerkt, auch über die nicht sonderlich inspirierte Ausstellungsgestaltung hinweg.
Die von Gerhard Kabierske und Joachim Kleinmanns inhaltlich souverän kuratierte Schau ist in elf Kapitel gegliedert, in denen Weinbrenners Karriere nachgezeichnet und verschiedene Fassetten seines Werks näher beleuchtet werden. Weinbrenner kam übers Handwerk zur Architektur. Als Sohn einer Zimmermannsfamilie in Karlsruhe geboren, absolvierte er zunächst eine Zimmererlehre und übernahm, nach dem frühen Tod der Eltern, als 16-Jähriger (!) die Leitung des Betriebs. Nach einer Tätigkeit als Bauleiter in der Schweiz, studierte er an den Bauakademien in Berlin und Wien. Seine architektonische Ausbildung schloss er mit einem fünfjährigen, vom badischen Markgrafen finanziell unterstützten Studienaufenthalt in Rom ab. 1800 kehrte er, zum badischen Baudirektor berufen, in seine Heimatstadt zurück. Dort entwickelte er sich bald zur alles beherrschende Figur im Bauwesen des neu geschaffenen Großherzogtums Baden. Weinbrenner, der zu den Pionieren des Klassizismus in Deutschland gehörte, bildete seine Architektursprache in der Auseinandersetzung mit der römischer Antike, mit dem Werk Palladios und der französischen Revolutionsarchitektur. Das erklärt seinen nüchtern-erdigen, manchmal fast grobschlächtig erscheinenden Stil, der sich freilich, wie die Karlsruher Schau plausibel zeigt, auch aus den ökonomisch schwierigen Entstehungsbedingungen seiner Bauten ergibt.
Höhe- und Mittelpunkt – sowohl von Weinbrenners Schaffen als auch der Ausstellung – ist die weitgehend umgesetzte Planung für den repräsentativen Ausbau der zentral auf das Karlsruher Schloss hinführenden Karl-Friedrich-Straße. Die vom Ettlinger Tor über Rondell und Marktplatz bis zum Schlossplatz reichende Abfolge von Stadträumen, die der Meister hier schuf und mit einer Reihe von Bauten nach seinen Entwürfen säumte, gehört städtebaulich und architektonisch zu den feinsten Leistungen der Zeit. Das lässt sich auf dem Karlsruher Marktplatz, dem Weinbrenner-Bauten (Rathaus, Stadtkirche und die berühmte Pyramide) bis heute das Gepräge geben, noch immer gut nachvollziehen. Neben Zeichnungen und historischen Fotografien veranschaulicht ein eigens für die Ausstellung produziertes Modell diese Zentrumsplanungen. Beispielhaft zeigt sich hier auch, welcher Verlust der Stadt durch die Zerstörung der meisten seiner Bauten entstanden ist. Der Zweite Weltkrieg, Brandkatastrophen, aber auch die schier unglaubliche Ignoranz der Nachgeborenen haben einen erheblichen Teil von Weinbrenners Schaffen zunichte gemacht. Von den Hauptwerken des Meisters ist einzig die staatliche Münze weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben.
Das Schlusskapitel der Ausstellung ist Weinbrenners fruchtbarem Wirken als Lehrer gewidmet. Die von ihm begründete private Bauschule ging nach seinem Tod in die Polytechnische Schule über, aus der sich 1865 die Technische Hochschule entwickelte. Mit Fug und Recht würdigt man Weinbrenner hier als einen Begründer der modernen Architektenausbildung.
Bis 4. Oktober. Friedrich Weinbrenner 1766-1826. Architektur und Städtebau des Klassizismus. Städtische Galerie Karlsruhe, Lichthof 10, Lorenzstr. 27, 76135 Karlsruhe, Mi-Fr 10-18, Sa+So 11-18 Uhr, Mo+Di geschlossen. www.weinbrenner-ausstellung.de
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