»Was ich euch zu sagen habe, sind Dinge des Lebens, nicht der Sache«. So beginnt ein zehnminütiger Mitschnitt einer jener legendären Vorlesungen, die Egon Eiermann in Karlsruhe hielt – ein Highlight der Ausstellung. Erstaunlich hell ist diese Stimme, überzeugend und leidenschaftlich allemal. Architektur begann für Eiermann mit der Lehre vom Menschen, wovon nun auch die Einrichtungsgegenstände zeugen, die einen großen Teil der Ausstellung bilden. Dazu passt genau der Untertitel »Die Kontinuität der Moderne, 1904 – 1970«, die – es muss immer wieder erwähnt werden – primär ein gesellschaftskritisches Projekt blieb. Eiermann, in Berlin geboren, entschied sich, bei Poelzig in Berlin und nicht am Bauhaus zu lernen. Zur NS-Zeit widmete er sich dem Industriebau – ohne sich anzupassen; eine Zäsur bedeutete diese Zeit deswegen in Eiermanns Werk nicht. Gleichwohl, die herausragenden Bauten entstehen später mit der Gedächtniskirche in Berlin (1956 – 63), dem Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel (mit Sepp Ruf, 1958), dem »Langen Eugen« in Bonn (1965 – 69) und Olivetti in Frankfurt oder IBM in Stuttgart (1967 – 72). Unverkennbar ist Eiermanns Fähigkeit, eine schlichte, technisch ambitionierte Architektur kompromisslos auf humane Bedürfnisse und den Bezug zur Natur auszurichten. Unverziehen blieb, dass Mendelsohns Kaufhaus Schocken seinem (Eiermanns) Neubau weichen musste – in der Ausstellung wird dies leider nicht deutlich. Mit der Vielfalt seiner Möglichkeiten blieb Egon Eiermann ein Einzelgänger im Tross der »Modernen«, von denen zu viele die Banalisierung im Bauwirtschaftsfunktionalismus nicht zu verhindern wussten. Eiermann ließ sich von nichts und niemandem drangsalieren. Ursula Baus
Bis 9. Januar in der Städtischen Galerie, Lorenzstraße 27, Lichthof 10, Mi – Fr 10 – 18 Uhr, Sa, So 11 – 18 Uhr; anschließend in Berlin
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