Besucher dieser Ausstellung, die die Nachkriegsjahre schon bewusst miterlebt haben, fallen in von einem déja-vu ins nächste. Kaum einer der sieben Themenbereiche,der nicht an die eigene Geschichte erinnert. Im Mittelpunkt steht eine Isetta mit Campinganhänger, der – ausgelegt mit einer Matratze – komfortable Übernachtungsmöglichkeiten für die ersten Urlaubsfahrten bot. Über die vielen Haushaltsgeräte, Körperpflegeprodukte und sonstige Errungenschaften kann man heute nur schmunzeln, weniger über die Produkte selbst als über die Werbung, die ein Frauenbild verkörpert, das sich inzwischen mehr als einmal überholt hat. Das Vorurteil der Fünfziger, spießig zu sein, findet hier ausgiebig Bestätigung. Man denke nur an die vielen figürlichen Kreationen von Salzbrezel-, Servietten- und Blumenständern. Darüber hinaus aber wird oft vergessen, dass sich »die gute Form« (Max Bill) – so der Titel einer der Themenschwerpunkte – parallel mit einer werk- und materialgerechten Formensprache verbreitete. Schon damals bildeten sich Kooperationen zwischen Künstlern und namhaften Herstellern wie Rosenthal, WMF, Braun und Knoll. Mit ihren Gestaltvorstellungen präsentierte sich Deutschland 1958 auf der ersten Weltausstellung nach dem Krieg in Brüssel. Der international gefeierte Pavillon von Egon Eiermann und Sepp Ruf – u. a. auf einer raumgreifenden Fotografie zu betrachten – stellte die noch junge Bundesrepublik als ein Land vor, »das ohne Geltungssucht auf dem Weg ist, sich in die große Völkerge- meinschaft ( … ) einzufügen«. Die ausge-
suchten Themen können nur Schlaglichter auf eine Epoche werfen, die in allen Einzelheiten und Zusammenhängen sicher noch viel Überraschendes bereithält. kr
Bis 13. November. Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Di – So 10 –18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr; Katalog 9,90 Euro; www.mkg-hamburg.de
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