Das »erhebe dich über deinen Nächsten« war immer attraktiver als das Bedürfnis, sich ihm zu Füßen zu legen, und so wird der Mythos Turmhaus wohl immer gefeiert werden. Die Ausstellung schaut zurück auf die Zikkurats der Sumerer, die mittelalterlichen Kathedralen und die toskanischen Geschlechtertürme und voraus in die nahe Zukunft. Konnte sich das Empire State Building noch 41 Jahre des Prädikats »höchstes Gebäude der Welt« erfreuen, reicht es heute vielleicht gerade mal für 41 Wochen. Taipei (508 m) wird bald von Beijing überragt, der Freedom Tower auf Ground Zero (541 m), der schon aus symbolischen Gründen am höchsten sein muss, wird noch im selben Jahr 2009 in Tokio vom Millenium Tower (840 m) in den Schatten gestellt werden, und in Dubai ist ein luxuriöser Wohnturm geplant, dessen Höhe noch gar nicht verraten wird. Nur eines ist sicher: er wird der höchste der Welt sein. Vielleicht baut man eine Hydraulik ein, um bei Bedarf noch etwas an Höhe nachschieben zu können.
In Düsseldorf tummeln sich die Türme als weiße Modelle im Maßstab 1:200, eine wahrlich eindrucksvolle Phalanx, die den Schauer der Realität erahnen lässt, den die Wolkenkratzer hervorrufen, weil sie sich dem Menschenmaß entziehen.
Bleibt die Frage nach Anlass und Sinn der aufwändigen Ausstellung, die »gebaute Kulturgeschichte und Ingenieurkunst feiert und einen Beitrag zur aktuellen Diskussion « leisten möchte, wie sie gegenwärtig in den meisten deutschen Großstädten geführt wird. Kritische Einwände jedenfalls sind in Düsseldorf nicht zu erfahren.
Falk Jaeger
Bis 20. Februar im Düsseldorfer NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, Ehrenhof 2, Di-So 11 – 20, Fr bis 24 Uhr, 0www.nrw-forum.de. Katalog 22,80 Euro
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