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Barcelona Pavillon. Mies van der Rohe und Kolbe. Architektur und Plastik (Berlin)

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Barcelona Pavillon. Mies van der Rohe und Kolbe. Architektur und Plastik (Berlin)

Barcelona Pavillon. Mies van der Rohe und Kolbe. Architektur und Plastik (Berlin)
Beinahe symbiotisch ist sie mit dem Barcelona Pavillon verbunden. Wer ihn gesehen hat, hat sie verinnerlicht – vielleicht gar nicht bewusst. Ohne die bronzene nackte, sich anmutig räkelnde, ja tanzende Frauenfigur wären seine klaren Flächen weniger dynamisch, ihnen fehlte die große Spannung, der Kontrast. Sie spiegelt sich in seinen Wänden, sie scheint sie mit Energie aufzuladen, sie ist der Blickfang im fließenden Raum und korrespondiert mit ihm. Georg Kolbes »Morgen« scheint wie geschaffen für Mies van der Rohes Meilenstein der Moderne, den Deutschen Pavillon für die Weltausstellung in Barcelona 1929. Und doch sind beides autonome Kunstwerke.

Ihre Verbindung ist Anlass und Mittelpunkt der Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum in Berlin. Ein sehr schönes, aber kleines Museum, in dem der Gipsabguss des »Morgen« fast den Rahmen sprengt. Obwohl die Dame einen separaten Hintergrund erhält, für diesen Raum wurde sie nicht geschaffen, das ist allzu offensichtlich. Tatsächlich entstand die originale Bronze zusammen mit ihrem Pendant, dem »Abend« 1925 und zierte ursprünglich die Grünanlage einer Wohnsiedlung, die Ceciliengärten in Schöneberg.
Ein kleines Modell des Pavillons steht nun im eher dämmrigen Ausstellungsraum dieser drei Meter hohen Skulptur diagonal gegenüber. Dadurch wird der Maßstab verkehrt: gigantisch die Plastik, winzig die Architektur. So funktioniert es leider nicht. Zahlreiche Fotos und Skizzen sind schöne Zeugen vergangener Zeiten, können das Raumgefühl jedoch nicht vermitteln.
Das Thema der Ausstellung ist hochinteressant und sehr vielseitig. So arbeitete Mies van der Rohe auch für die Deutsche Bauausstellung in Berlin 1931 mit Kolbe zusammen. Kolbes »Große Laufende«, hier im Original aus Gips zu sehen, stand wieder an einem Wasserbecken und bildete den Bezugspunkt im fließenden Raum. Das Erdgeschosswohnhaus war nach den gleichen Prinzipien gestaltet wie der Pavillon. Da liegt es nahe, dass beide die gemeinsame Arbeit und ihr Zusammenspiel sehr schätzten.
Zu vielen Architekten seiner Zeit pflegte Kolbe intensiven Kontakt; so arbeitete er z. B. auch mit Bruno Taut und Hans Poelzig zusammen.
Faszinierend sind die Fotos der Werkbundausstellung in Köln von 1914, die zeigen, wie konträr ein und dieselbe Skulptur in Verbindung mit unterschiedlicher Architektur wirken kann. Vor Walter Gropius’ Bürogebäude der Musterfabrik wird die Front der »Großen Badenden« scheinbar in die Knie gezwungen, vor Henry van de Veldes Werkbundtheater hingegen fließt ihre Bewegung aus der Seitenansicht in den Bau hinein. Gropius plante den Brunnen in Absprache mit dem Künstler, Kolbe wollte genau diesen Platz für seine Skulptur.
Die »Große Nacht« des Bildhauers in der Eingangshalle von Poelzigs Haus des Rundfunks hingegen war wohl eine Notlösung. Dass dies kein Mangel ist, zeigt ein großformatiges Foto von Candida Höfer.
Nicht immer verlief die Zusammenarbeit zwischen Künstler und Architekten einfach und harmonisch. Ein Briefwechsel belegt auf sehr amüsante Weise die Auseinandersetzungen zwischen Kolbe und Mendelsohn. Sie streiten um die Idee, das Honorar und den Auftrag für die künstlerische Gestaltung der Eingangshalle des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes.
Eindrucksvoll ist der sehr helle Raum mit Fotografien zeitgenössischer Künstler zum Thema Architektur und Skulptur. Hier hängen Günther Förgs schmale Bilder des 1986 rekonstruierten Pavillons den etwa gleich hohen Fenstern gegenüber. Sie zeigen nur Ausschnitte, und doch wird hier der Zauber des Pavillons und seiner Muse ein wenig lebendig. Urte Schmidt
Bis 29. Oktober. Georg-Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25, Di – So 10 – 17 Uhr, Katalog (Jovis Verlag) 22 Euro, www.georg-kolbe-museum.de
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