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Viel Lärm, jetzt nichts

Diskurs
Viel Lärm, jetzt nichts

Fortsetzung Titel Fast drei Jahre dauerte es, bis die Bahn im Frühjahr 2006 den Sieger des Wettbewerbs für den Neu-Umbau des Münchner Hauptbahnhofs bekanntgab.

bahnhöfe – »karawansereien«– die herzklappen der städte, in frühzeiten als schlösser, paläste, oper(ette)n-häuser der gesellschaft, umgaben würdig-feierlich konträrste abenteuer: aufbruch & ankunft mit ängsten + tränen oder freude + jubel, auch tschingdarassa bum-bum 1914 +1939 ff. »unsere« beiden großen kriege zerr-störten entwicklung-en wie gemeinschaft-en, unwiederbringliche kulturstufen und ihre artefakte.

bahnhöfe – notgeflickt im aufbausparen + verkehrswandel – verkamen vertändlicherweise zu patch-bauten. nur wenige bewahrten gesicht + wert, wo BDirektionen + bewusste eigene bauleute DR+BB+DB-etreuten, der rest verkümmerte, verkleistert zu »mampf-klamotten-hobby-märkten« mit ungepflegtem umfeld, als stadt-wunden mit metastasen. der freiraum ringsum, die straßen + plätze, nicht in der DB-pflicht, blieben niemandsland, auch von der stadt + bahnpächtern kaum in obhut genommen, sie verwahrlosten.
Anfang Mai teilte die Deutsche Bahn in dürren Worten das »Aus« für die hochfliegenden Pläne zum Neu-Umbau des Münchner Hauptbahnhofs mit. Der verkehrstechnische und städtische Pflegefall, einst von Bahn und Stadt zum Risikopatienten höchster Dringlichkeitsstufe erklärt, soll nun erst einmal weiter im Wachkoma gehalten werden. Alles ist gar nicht so schlimm, aber plötzlich viel zu teuer: Der Bahnhof bleibt, wie er ist.
Noch zu Beginn des langjährigen, mehrstufigen Wettbewerbs war man bei der Bahn von Baukosten »von mehr als 50 bis 100 Mio Euro« ausgegangen. Zum Schluss waren die beiden Entwürfe von Gewers Kühn + Kühn (geschätzte Kosten: 300 Mio) und Auer + Weber (geschätzte Kosten: ca. 350 Mio) im Rennen, ersterer von der Bahn, letzterer von der Stadt favorisiert. Im vergangenen Frühjahr dann (endlich) der Entscheid für den Entwurf von Auer + Weber.
Man sprach zwar immer vom Bahnhof, tatsächlich sah das vorgegebene »Raum«-programm aber eher den Bau eines DB-regierten Kommerz-Stadtstaates im Herzen der Stadt vor, worauf beide Büros mit Entwürfen von hoher gestalterischer Qualität reagierten. Ein Blick in die Schatulle hat der Bahn nun plötzlich gezeigt, dass es eine Finanzierungslücke und kein Interesse externer Investoren gibt. Wenn überhaupt, dann sei das Vorhaben nur mit einer Beteiligung der öffentlichen Hand zu realisieren. Was wird jetzt gespielt?
bahnhofsgrundstücke gehören den münchnern auch wenn im grundbuch : DB steht. investoren dürfen oder sollen sogar ?? abzocken, werden damit milieu + angebot + scherrifs nicht nur im hbf bestimmen, durch macht+magnetismus der neuen 130.000 qm das umfeld mittelständiger betriebe (weiter) entwerten. im niveau drücken, da diese nicht vom strom der täglich 3– 4– 500.000 reisenden + pendler + umsteiger sowie außen-nutzern profitieren, dazu das dortige arsenal + getreibe von grau-ware &-händlern fördern?
Seit Jahren haben Bahn und Stadt (einigen) Münchner Bürgern den Mund wässrig gemacht.
aus empfangsgebäude SÜD, zwischen gleisen+gang zu IC-hotel wurde, gegen PFP-(Planung Fahr und Partner, Anm. der Redaktion) gesamt-plan+-auftrag, von der DB-AG-neu-konstellation, nach extraktion der neorenaissance-1890-reste zu voll-aufgeglastem-neo-schmankerl-tempel (ohne nutzen der obergeschosse) den köchen-brätern-brühern-bäckern zum kauen…!
Die privatisierende Bahn ist im Besitz von vielen städtischen Filetgrundstücken, von Gemein-Eigentum. Das verpflichtet – immer noch, und nicht nur dem eigenen Profit, sondern auch zum fairen Umgang mit der Öffentlichkeit, der Stadt und den Architekten.
In Berlin ein amputiertes Dach und eine Aldi- Decke, in München nun: nichts.
~Rouge Ekkehard Fahr
Der Autor ist Architekt in München. Er war für die weitreichende Neugestaltung des Münchner Hauptbahnhofs in den Jahren 1980-88 verantwortlich. Kursiv gesetzte Textpassagen aus einem ausführlichen kritischen Text des Verfassers zur Geschichte und heutigen Situation des Hauptbahnhofs. Vollständiger Text unter www.fahr-partner.de
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