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Neues Leben für ein altes Gemäuer

Ideenwettbewerb: Rund um das Schloss in Boisbuchet (F)
Neues Leben für ein altes Gemäuer

Seit 1996 finden die Sommer-Workshops des Vitra Design Museums jährlich auf dem französischen Landgut Boisbuchet statt. Architekten und Designer aus aller Welt schätzen die lockere und kreative Arbeitsatmosphäre im ländlichen Idyll weit ab von den Reizen der Großstadt. In einem Wettbewerb in Kooperation mit der db – deutsche bauzeitung sind nun Ideen für die Weiterentwicklung dieses Ortes gefragt.

Abgeschieden und beschaulich – anders kann man Boisbuchet kaum beschreiben. Wiesen und Wälder, mittendrin ein See, ehemalige Wirtschaftsgebäude und natürlich das pittoreske Schloss aus dem 19. Jahrhundert. Im Dreieck von Limoges, Poitiers und Angoulême gelegen ist jede dieser Städte doch 60 bis 70 Kilometer entfernt und die Größe des Landguts von 140 Hektar trägt dazu bei, dass Boisbuchet eine Welt für sich ist. Jährlich finden sich dort Hunderte zumeist junger Menschen ein, deren »gemeinsames Interesse an praktisch-gestalterischer Arbeit die Differenzen zwischen Kulturen und Disziplinen überbrückt und zu prägenden Erfahrungen und Erkenntnissen führt«, so Alexander von Vegesack, Initiator der Workshops und Direktor des Vitra Design Museums. Zum Erfolgsrezept der Workshops – die von international bekannten Architekten und Designern geleitet werden – gehören aber auch die bewusst offen formulierten Fragen: Der Gestaltungsprozess ist hier wichtiger als das materielle Ergebnis.
Ideenwettbewerb Bewusst offen ist auch die Aufgabe eines Ideenwettbewerbs gehalten, den das Vitra Design Museum jetzt in Zusammenarbeit mit dem design report und der db ausschreibt. Gesucht werden Entwürfe für Boisbuchet, die dem Geist des Ortes entsprechen und ihn weiterentwickeln. Ausgangspunkt könnte dabei die symbolische Mitte des Anwesens sein: das 1872 errichtete Schloss, das bisher nur baulich gesichert wurde und dessen, durch jahrelangen Leerstand, ruinöses Innenleben noch auf eine Neugestaltung und Umnutzung wartet. Ob der Entwurf nun ein Gesamtnutzungskonzept für das viergeschossige Gebäude mit seinen etwa 300 m² Nutzfläche entwickelt, oder sich auf einen Teilaspekt beschränkt, liegt dabei ganz im Ermessen des Teilnehmers. Ebenso denkbar sind aber auch Einzelentwürfe, die sich mit dem Leben und Arbeiten der Workshop-Teilnehmer beschäftigen, etwa temporäre oder mobile Wohn- und Schlafeinheiten.
Teilnahmebedingungen und Jury Jedem Einreicher ist es überlassen, wie weit er seinen Vorschlag ausarbeitet. Da aber die Idee bei diesem Wettbewerb im Vordergrund steht, muss sich der Entwurf maximal auf drei Seiten im DIN A3-Format darstellen lassen. Zu gewinnen sind vier Workshops.Einsendeschluss ist der 6. Mai 2006. Kurz darauf tritt eine Jury zusammen, der die Designer Franco Clivio und Jakob Gebert, die Direktorin des Architekturmuseums Basel, Francesca Ferguson, Alexander von Vegesack sowie Lars Quadejacob und Ulrike Kunkel als Vertreter von design report und db angehören. Bei Redaktionsschluss noch nicht definitiv zugesagt hatten die Architekten Roger Diener, Burkhalter & Sumi und Lars Spuybroek. Mitte Mai werden die Gewinner informiert, die prämierten Arbeiten später in beiden Zeitschriften vorgestellt. uk
Alexander von Vegesack äußert sich im Gespräch zur Leitidee der Design- und Architekturworkshops in Boisbuchet.
Sie sind Gründer des Vitra Design Mu-seums – was hat Sie veranlasst, die retrospektive Museumsarbeit um Design-Workshops zu erweitern, die sich mit aktuellen Tendenzen auseinandersetzen?
Das VDM hat sich mit Ausstellungen und Publikationen einen Namen gemacht, in denen es die Geschichte, aber auch heutige Entwicklungen von Design und Architektur darstellt. Dafür benötigen wir ein Experimentierfeld auf dem wir erfahren, wie junge Design- und Architekturstudenten aus verschiedenen Kulturen die Welt heute und morgen sehen – eben die Boisbuchet-Workshops. Die dort gewonnenen Erkenntnisse fließen inhaltlich wie gestalterisch in unser Museumsprogramm ein. Das hilft uns, den Nerv der Zeit zu treffen.
Warum wurde die ländliche Abgeschiedenheit gewählt? Wäre nicht ein Standort in der Nähe des Vitra-Firmensitzes praktischer gewesen?
In den ersten Jahren fanden die Workshops direkt vor dem Museum in Weil am Rhein statt, wobei sich die unmittelbare Nähe zu Vitra und das urbane Umfeld von Basel als nicht unbedingt förderlich für die Konzentration der Workshopleiter und der Teilnehmer erwiesen. Ich zog es deshalb vor, an einen ruhigen Ort auf dem Land zu wechseln, an dem alle zusammen arbeiten und leben können. Vor ungefähr 20 Jahren verkaufte ich einen Teil meiner Möbelsammlung und erwarb mit dem Erlös das alte französische Landgut Boisbuchet. In den letzten zehn Jahren gelang es uns durch Kooperationen mit Ausbildungsstätten, einen Großteil des Gebäudebestands zu renovieren und für die Workshops nutzbar zu machen.
Wenn Sie die Gedanken einmal schweifen lassen: Was würden Sie sich wünschen, wie Boisbuchet in zehn oder 20 Jahren aussehen sollte?
Ich würde mir wünschen, die Inhalte der Workshops auf verwandte Disziplinen wie Theater, Landschaftsarchitektur oder Kunsthandwerk ausweiten zu können. Außerdem könnten Symposien, Konferenzen und firmenbezogene Workshops unser Angebot ergänzen. Besonders schön wäre natürlich, dafür endlich auch das Symbol Boisbuchets, das schlossartige Hauptgebäude, nutzbar zu machen. Freuen würde es mich auch, wenn unter einem eigenen Label Entwürfe, in denen die Idee von Boisbuchet gestalterisch zum Ausdruck kommt, produziert und international vertrieben werden könnten.
Weitere Informationen über Boisbuchet und die Ausschreibungsunterlagen unter: Vitra Design Museum / Workshops Charles-Eames-Straße 1, 79576 Weil am Rhein Tel: 07621 – 7023574 workshops@design-museum.de www.boisbuchet.org
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