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Neuer Preis geht an Gartenkunst

Obel Award für Water Garden von Junya Ishigami
Neuer Preis geht an Gartenkunst

Japanische Gärten verströmen eine einzigartige poetische Kraft. Wer etwa einmal den Garten der kaiserlichen Villa Katsura in Kyoto durchmessen durfte, der bleibt für immer von jenem atemberaubenden Zauber gefangen, der dort aus artifiziellster Gestaltung und natürlicher Substanz erwächst. Das ist ganz große (Garten-)Kunst. In diese mächtige Tradition stellt sich Junya Ishigami mit seinem Wassergarten, den er am Fuß der Nasu-Berge im japanischen Tochigi verwirklicht hat. Weil dort ein ganzer Wald einem Hotelneubau im Weg stand, ließ Ishigami dessen Bäume inventarisieren und aufwändig auf ein ehemaliges Reisfeld gleich nebenan umpflanzen. Schmale Wege winden sich nun malerisch zwischen kleinen amorphen Teichen und den umgesetzten alten Bäumen.

Ishigami, der den letztjährigen Serpentine-Sommer-Pavillon in London entwarf, gilt als einer der jüngeren Überflieger der globalen Architekturszene und arbeitet an der Grenze von Architektur, Kunst und Design. Die Berliner Aedes-Galerie, die in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen feiert, widmet seinem organischen Gartenprojekt eine kleine Ausstellung (bis 25. Juni). Dass dabei v.a. Zeichnungen, Fotografien und Videos anstatt des geplanten großformatigen Modells gezeigt werden, ist Folge der Corona-Krise. Schön, dass es überhaupt möglich wurde, einen Blick auf diese Arbeit Ishigamis zu werfen, die 2019 mit dem neuen Obel-Award ausgezeichnet wurde. Gestiftet von der dänischen Henrik Frode Obel Foundation, soll er künftig jährlich verliehen werden. Welche grundsätzlichen Erwägungen die Jury unter dem Vorsitz der Landschaftsarchitektin Martha Schwartz dabei leiten, verdeutlicht bereits die Entscheidung für Ishigami. Es geht beim Obel-Award nicht um höher, schneller, weiter. Stattdessen sollen architektonische Projekte und Initiativen geehrt werden, die Veränderungen im Verhältnis von Umwelt und Gesellschaft an der Schnittstelle der Gattungen anstoßen. Doch inwieweit Ishigamis Gartenvision tatsächlich zu einem solch grundlegend anderen Umgang mit Natur inspiriert, darf angesichts des hochartifiziellen Ansatzes hinterfragt werden. Von hohem poetischen Reiz ist seine Landart gleichwohl. Ja, sie ist so anmutig meditativ, dass man am liebsten sofort nach Tochigi aufbrechen würde, um dort zu lustwandeln. Aber das muss leider bis nach Corona warten.

~Jürgen Tietz


Aedes / Obel Award 2019 »
bis 25.06.2020

Aedes / Snøhetta: Arctic Nordic Alpine »
bis 20.08.2020


siehe auch:
»Gebrauchskunstwerk« – Park Vijversburg in Westfriesland,
von Junya Ishigami und STUDIO MAKS
in db 12/2017

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