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Erkenntnisse nach einem Semester unter Pandemiebedingungen

Lehre unter Corona an der Hochschule
Morgen wieder Frühstückstalk?

Die Pandemie erforderte viele neue Verhaltensweisen, so auch an den Hochschulen. An der FH Aachen etwa wurden die realen Teeküchen-Gespräche mit den Studenten des Autors durch das Online-»Frühstücksfernsehen« ersetzt, bei dem täglich um 9.30 Uhr weniger Privates, sondern v. a. Geleistetes und Anstehendes für die Projektarbeit besprochen wurde. Ein formloses Freitagsmeeting schloss die fachliche Arbeitswoche ab. Dieses Ritual war besonders unter dem Gesichtspunkt wichtig, dass die WG-Zimmer vieler Studierender zu 24/7-Arbeitshöhlen zu mutieren drohten.

Kollegen aus anderen Hochschulen berichten Ähnliches. Besonders erfreulich: Die neuen onlinebasierten Prüfungs- und Arbeitsformate erzielten nicht weniger gute Ergebnisse als ihre Präsenz-Äquivalente. Als Ersatz für liebgewonnene Präsentationszwänge wurden Alternativlösungen gefunden: So spielen Maßstäblichkeit und Modellbau in digitalen Präsentationen eine geringe Rolle, die intuitive Planlesbarkeit eine umso größere. An der FH Aachen wurden darüber hinaus theoretische Bachelorarbeiten als Vorbereitung für den Solar Decathlon zugelassen, die die Studierenden außerdem erstmals mit wissenschaftlichem Arbeiten konfrontierte. Herausforderung für die Prüfenden war u. a. die schnelle Folge an Präsentationsfolien, da deren Erfassung immense Konzentration erfordert.

Für Lehrende wie Studierende war die Qualität des heimischen Arbeitsplatzes ein wichtiger Punkt. Insbesondere von den Studierenden wurde dies rückblickend als Stressfaktor angesehen, weil die oft fehlende räumliche und geistige Trennung des Arbeitsplatzes zusätzlich ein hohes Maß an Eigenmotivation und Selbstdisziplin erfordert. Konsequenzen aus diesen Erfahrungen sollten zeitnah erfolgen, denn das nächste Online-Semester steht vor der Tür.

Eine positive Überraschung war, wie agil das oft starre, ja nicht selten starrsinnige System Hochschule plötzlich reagieren konnte. Statt persönlicher Audienzen für Unterschriften reichten plötzlich E-Mail-Bestätigungen, kurzfristig stand eine Armada an Software-Diensten zur Verfügung, ganz ohne Bürokratie-Orgien. Das etwas bittersüße Resümee des Aachener Prorektors Michael Wulf dazu bereits zu Beginn des Lockdowns: »Die letzten drei Wochen haben für die Digitalisierung in der Hochschule mehr bewirkt als die letzten drei Jahre.« Auch anderswo kann man vielleicht von den Hochschulen lernen – wenn man hier mit Mut und geistiger Flexibilität auf festgefahrene Strukturprobleme reagieren konnte, warum nicht auch z. B. in Behörden?

~Thomas Lehmann

Thomas Lehmann bewegt sich seit über 20 Jahren in den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern der Architektur.
Gegenwärtig leitet er das Wettbewerbsteam der FH Aachen für den Solar Decathlon Europe SDE21. Sein Promotionsthema befasst sich mit Hochschuldidaktik in der Architektur.


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