zu db 12/2019, S. 92
Auch wenn der Titel des Berichts über die erneute Restaurierung des Meisterhauses Kandinsky-Klee den Eindruck erweckt, es gehe nicht um ein »triumphierendes Vorher und Nachher«, ist der Tenor des Artikels, bezogen auf die 1997-99 erstmals erfolgte Sanierung genau hiervon geprägt: Offenbar in Unkenntnis dessen, was damals bereits geleistet wurde, und ohne Wissen von den guten Gründen des Ende der 90er Jahre verfolgten Konzeptes kommt es zu einer einseitigen und teils falschen Darstellung.
Ein Blick in die Publikation »Architektur und Kunst. Das Meisterhaus Kandinsky-Klee in Dessau« (E. A. Seemann Verlag, Leipzig 2000) hätte hiervor bewahren können. So zeigt die dort zu findende Fotodokumentation, welche Kärrnerarbeit bei der damaligen Restaurierung zur Wiedergewinnung des zur Nazizeit bewusst entstellten Baukörpers geleistet wurde. Vieles, was in dem db-Artikel erst für das Projekt der Wüstenrot-Stiftung beansprucht wird, erfolgte bereits bei der Restaurierung vor 20 Jahren – so z. B. eine »umfassende Bauforschung« mit namhaftem wissenschaftlichem Beirat, der Nachweis von »hundert verschiedenen Farbtönen«, »eine Raum für Raum und Wand für Wand festgelegte, restauratorische Farbrekonstruktion« unter Beibehaltung von »Zeitschichten der späteren Nutzung«.
Wenn der db-Artikel behauptet, bei der damaligen »Instandsetzung« seien die historischen Anstriche nur unter einer Schutzschicht aus Teefilterpapier konserviert und erst jetzt wiederhergestellt worden, ist dies unwahr und irreführend. Dies trifft auch auf manche anderen Details zu (Aussagen zu Küchen und Bädern sowie zur Farbigkeit des Kandinsky-Schlafzimmers).
Außer Frage steht, dass die mit Mitteln der Firma Hochtief 1997-99 erfolgte und damals Aufsehen erregende Restaurierung – nach der vom Konzept der 90er Jahre nicht vorgesehenen, zwanzigjährigen Nutzung des Hauses für Wechselausstellungen – einer erneuten Instandsetzung bedurfte. Dies sollte aber nicht dazu führen, eine Restaurierung gegen die andere auszuspielen und eine Profilierung des »Nachher« auf Kosten des »Vorher« zu betreiben.