Diskurs
Es ist so weit
~Nikolaus Bernau
Was ist schon Hamburgs Elbphilharmonie, was Kölns Oper: Der teuerste Kulturbau deutscher Geschichte entsteht in Berlin. Das »Schloss«. Außen der Nachbau von Barockfassaden, innen moderne Museen, Bibliotheken, Ausstellungen und ein immer noch eher vage erscheinender Veranstaltungsbereich »Agora«. Der Grundstein ist nun gelegt. Und doch: Da sind die Kosten. Derzeit werden 621 Mio. Euro – zum überwiegenden Teil noch nicht finanziert – aufgerufen. Begonnen haben wir vor zwei Jahren mit 590 Mio. Und: Der gewaltige Neubau wird, wie im Band 59 der Ethnologie-Zeitschrift Baessler-Archiv zu lesen ist, absurde Mängel haben: Ausstellungsräume, die unter 4 m hoch sind, viele, die kaum die minimalen 5 m messen, endlose Korridore, Säle mit Pfeilern. Wegen der Saalhöhen gibt es auch zu wenig Platz, um die einzigartige Sammlung von Schiffen und Häusern angemessen zu zeigen. Dafür ist das 1. OG mit seinen 6 m hohen Räumen für Bibliotheken reserviert, die den Luftraum nicht benötigen. Das in jeder Hinsicht vergleichbare MuCEM in Marseille kostet pro m² HNF nur 4 140 Euro, in Berlin werden derzeit wegen der Kubatur mehr als 14 000 Euro gerechnet. Mancher wundert sich über mangelnde nationale Euphorie. Die Gewissheit, einen teuren, unpraktischen und im Betrieb ineffizienten Bau zu erhalten, gehört mit zu den Gründen dafür. Die wählerstimmenfühlige Angela Merkel hat den Grundsteinlegungs-Auftritt übrigens sausen lassen. Sie betreute lieber Flutopfer.
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