Viele Jahrhunderte wurde Architektur von lang anhaltenden Stilen geprägt. Aus Stilen sind längst Moden geworden. Selbst uralte Baustoffe wie Ziegel und Stein müssen sich diesem Diktat unterwerfen. Mit Ziegeln »sticken«, wie es vor 70 Jahren noch bekannte Baumeister wie Fritz Höger am Chilehaus in Hamburg leisten konnten, ist heute fast unbezahlbar geworden, nicht nur bezogen auf die handwerkliche Ausführung, auch auf die massive Wand, die inzwischen überwiegend aus Stahlbeton besteht. Dennoch haben beide Materialien nichts von ihrer Qualität als Fassade eingebüßt. Auffallend sind allerdings die ästhetischen Veränderungen. Die Euphorie der reinen Glas- /Stahlfassaden hat sich zwar etwas gelegt – sie haben aber Gestaltung und Komfort moderner Bauten in Bezug auf Transparenz und Helligkeit stark geprägt. Die Folge ist, dass die Massivität, die für diese Materialien eigentlich charakteristisch ist, sich mehr und mehr auflöst. Das Verhältnis von geschlossener Fläche zu Öffnungen scheint nicht immer ganz stimmig, aber mal Hand aufs Herz, wer hat es nicht gerne hell und sonnig an seinem Arbeitsplatz oder in seiner Wohnung – ein großartiger Blick auf den Luganer See oder den Hamburger Hafen eingeschlossen. kr
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