Nicht nur Architekten sind in der Denkmalpflege gefordert: Gefragt ist auch das Gespür von Ingenieuren, damit – im sensiblen Umgang mit dem Bestand – verträgliche Lösungen gefunden werden können, die sich in das denkmalgeschützte Bauwerk integrieren und sein Tragwerk weitgehend erhalten. Dazu gehört auch das Ergründen der historischen Konstruktionsweise des jeweiligen Gebäudes: Beim Neuen Museum Berlin wurden um 1850 zunächst nur die tragenden Wände eingefügt und in Deckenhöhe eiserne Roste aufgelegt, die Auswölbung der Decken erfolgte später. Diese Grundstruktur ermöglichte eine schnelle Rohbauzeit sowie eine moderne Baustellenlogistik, die von einer 5-PS-Dampfmaschine – sie war unter anderem Antrieb für einen Materialaufzug – unterstützt wurde. Die historischen Konstruktionselemente des Museums sind nun statisch erprobt, bewertet und im neuen Tragfähigkeitsnachweis mit eingerechnet – allerdings nicht nur rein rechnerisch, sondern auch ergänzend experimentell. Experimentell soll im Übrigen schon über 150 Jahre zuvor Joseph Paxton die Idee zur Versteifung seiner Glashäuser gekommen sein, als er seine Tochter auf ein Seerosenblatt setzte, das – durch die Pflanzenrippen verstärkt – weiter auf dem Wasser schwamm. Diese Idee führte ihn zum »Crystal palace«. Damit entstand in kürzester Zeit ein architektonisches Denkmal, das allerdings nur auf Papier und in Gedanken erhalten blieb … cf
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