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mehr Aufträge mit weniger Energie?

EnEV-Software
mehr Aufträge mit weniger Energie?

Mit weniger Energie mehr Aufträge abwickeln – das versprechen zumindest die Anbieter von EnEV-Software. Ob diese einfache Gleichung aufgeht, hängt auch von der Wahl der jeweiligen Software ab. Anhand der nachfolgenden Checkliste, einer Anbieterübersicht und eines tabellarischen Produktvergleichs sollte Planern die Entscheidung bei der Wahl geeigneter Energieberatungssoftware leichter fallen.

Text: Marian Behaneck

Gegenüber der konventionellen Berechnung des Energiebedarfs eines Gebäudes mit Hilfe von Taschenrechner, Tabellen und Formularen bieten EnEV-Programme deutliche Vorteile. Änderungen eines Wandaufbaus oder des Dämmmaterials erfordern beispielsweise keine komplette manuelle Neuberechnung; Modernisierungsalternativen lassen sich ferner mit wenigen Mausklicks erstellen. Für jeden Alternativvorschlag werden auf Wunsch Kosten und Nutzen ermittelt und für einen schnellen Vergleich grafisch aufbereitet. Sind Energiepreise und Investitionskosten bekannt, kann auch die Wirtschaftlichkeit einzelner Maßnahmen über den Vergleich der Jahresenergiekosten dargestellt werden. Die Ergebnisse lassen sich dann in einem sogenannten Beraterbericht ausgeben, wobei Säulen- oder Tortengrafiken einen schnellen Überblick schaffen. Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung werden auch Energiepreissteigerungen und Finanzierungskosten berücksichtigt. Innerhalb eines Projekts lassen sich mehrere Varianten miteinander vergleichen. Dabei kann der Planer bestimmen, welchen Umfang sein Beraterbericht hat, indem er zum Beispiel den vollständigen Bericht zur Vorlage bei der BAFA oder der KfW oder nur einen kompakten Bericht zur Darstellung der wichtigsten Punkte für Bauherren, Investoren oder Mieter ausgeben lässt. Zwar sind die Berechnungsmethoden der Programme aufgrund geltender Normen und Verordnungen identisch, Unterschiede entstehen aber durch primäre Anwendergruppen (Architekten, Ingenieure, Bauphysiker, TGA-Planer, Schornsteinfeger etc.) oder durch Programmoberflächen, Schnittstellen und speziell auf die Zielgruppen zugeschnittene Zusatzfunktionen. Während manche Programme auf einfachen Exceltabellen basieren, bieten umfassende datenbankorientierte Lösungen sogar »intelligente Eingabeassistenten« an, die etwa die Gebäude- und Anlagenerfassung oder die Spezifizierung von Bauteilen erleichtern.
Nahezu alle Software-Lösungen zur Energieeinsparverordnung »taugen« für die Erstellung von Energieausweisen. Nicht jedes Programm ist jedoch auch für die energetische Gebäudeoptimierung oder Energieberatung ausgelegt. Wer beispielsweise in Sachen Energie beratend tätig sein will, benötigt zusätzliche Funktionen wie eine Variantenbildung, eine Wirtschaftlichkeitsanalyse oder einen Optimierungsvorschlag. Zusätzlich sollte ein Berichtseditor oder eine Schnittstelle zu Textverarbeitungs- oder Tabellenkalkulationsprogrammen vorhanden sein. Auch das individuelle Nutzerverhalten und Randbedingungen wie lokales Klima oder Wetterexposition sollten berücksichtigt werden. Die meisten Programme lassen sich im Wohnbereich bei Neubauten und im Bestand einsetzen. Ein Teil der Programme ist auch für Nichtwohngebäude ausgelegt.
Die Rechenverfahren für sogenannte öffentlich-rechtliche Nachweise neuer Wohngebäude sind in der EnEV 2002/2004 und der damit verbundenen DIN V 4108-6 auf baulicher Seite sowie auf anlagentechnischer Seite in DIN V 4701-10 beschrieben. Da sich letztere nur auf neue Anlagenkomponenten bezieht, wurde sie um DIN V 4701-12 und die PAS 1027 ergänzt. Für Nichtwohngebäude werden die Rechenverfahren in der EnEV 2006 beziehungsweise DIN V 18 599 definiert. Während alle Programme die EnEV 2002/ 2004 berücksichtigen, ist die neue, zum 1. Oktober in Kraft getretene EnEV 2007 bei einigen Programmen noch nicht implementiert und erst für Ende dieses Jahres beziehungsweise das kommende Jahr angekündigt.
Vor der Beratung steht die Erfassung der Gebäudehülle – der arbeitsaufwändigste Teil der Prozedur. Einfache Programme erwarten die Eingabe zuvor ermittelter Flächen. Assistenten erleichtern dies etwa durch Formeln oder vordefinierte Funktionen für die Flächen- und Volumenberechnung von geometrischen Grundformen. Hilfreich ist es, wenn Fenster und Türöffnungen direkt einer Wand- oder Dachfläche zugeordnet werden. So müssen die Abmessungen nur einmal erfasst und Abzüge können nicht vergessen werden. Alternativ lassen sich Gebäudegeometrien aus vorhandenen CAD-Daten per DXF-Schnittstelle importieren oder über Fassadenfotos und spezielle, optionale Fotoaufmaß-Module ermitteln.
Die Daten der Heizungsanlage sollten ohne besondere anlagentechnische Vorkenntnisse mit Hilfe standardisierter Masken erfasst werden können. Wichtig ist eine Hersteller-Datenbank, die alle Anlagentypen (Brennwert-, NT-, Pelletkessel, Wärmepumpen, Kraft-Wärme-Kopplung, Solarkollektoren, Einzelfeuerstätten etc.) zur Auswahl bereithält. Nicht nur der Primärenergiebedarf sollte ermittelt, sondern auch die tatsächlichen Verbrauchswerte eingegeben und berücksichtigt werden können.
Ein wichtiges Kriterium sind Kataloge mit Baustoff-, Fenster- und Bauteildaten sowie deren Verwaltung. Sie sollten systematisch strukturiert sein und über flexible Suchfilter verfügen, um die Materialsuche zu vereinfachen. Sowohl Baustoff- als auch Bauteilkataloge sollten durch eigene Daten oder häufig vorkommende Konstruktionen erweiterbar sein. Ferner sollten sich natürlich auch »inhomogene« Holzständerkonstruktionen oder Dachflächen berechnen lassen. Eine Ergänzung der Bauteil- und Wertetabellen durch grafische Darstellungen der Konstruktion beziehungsweise des Temperatur-/Dampfdruckverlaufs trägt zu einer einfacheren Bedienung und einer Verdeutlichung von Sachverhalten bei.
Energieberatungs-Programme und optionale Module helfen nicht nur beim Energiesparen, sondern weisen auch auf bauphysikalische Problembereiche hin und helfen so, Fehler zu vermeiden. Mit Berechnungen von Temperaturverlauf und Wasserdampfdiffusion lassen sich Bauteile an kritischen Stellen im Hinblick auf eine eventuelle Durchfeuchtung gezielt überprüfen und Wärmedämmmaßnahmen optimieren.
Damit ein Programm als Optimierungswerkzeug bei der Energieberatung einsetzbar ist, muss es über eine Variantenberechnung verfügen. Nur damit lassen sich Alternativen in Bezug auf ihren Energieverbrauch einschätzen und in Relation setzen zu Investitionskosten und Amortisationszeiten. Die Anzahl möglicher Varianten ist bei den meisten Programmen auf etwa zehn begrenzt, was meist ausreicht.
Die Ergebnisausgabe reicht vom Ausdruck der Ausweise, Nachweise und Berechnungen (EnEV-Energiebedarfsausweis, BAFA-Energieberaterbericht, dena-Energieausweis, KfW-Nachweis etc.) und aller dazugehörigen Anlagen bis zu komfortablen Berichtseditoren, mit denen komplette Energieberatungsberichte im eigenen Bürolayout – aus vorgegebenen und eigenen Textbausteinen, Formularen und Grafiken – zusammengestellt werden können. Alle Berichte lassen sich in gängige Datenformate wie Word-, Excel- oder PDF-Formate konvertieren. Teilweise existieren auch Schnittstellen zu AVA-Programmen, womit direkt aus der Beratung auch eine Ausschreibung und Vergabe möglich ist.
Aufgrund des unterschiedlichen Leistungsumfangs, Bedienungskomforts und Einsatzbereichs sind die Preise für aktuelle Programme kaum vergleichbar – sie reichen von etwa 150 bis 1000 Euro. Viele Lösungen sind modular aufgebaut, was einen individuellen Zuschnitt ermöglicht, aber die Kosten gegenüber einer Komplettlösung in die Höhe treiben kann. So muss man beispielsweise für eine einfache Word- Schnittstelle oder einen PDF-Export für den Beraterbericht teilweise zusätzlich in die Tasche greifen. Wer also Preise vergleicht, sollte darauf achten, dass die Vergleichsprodukte alle notwen- digen Funktionen und Module enthalten, die man für den gewünsch- ten Verwendungsbereich benötigt. Nicht vergessen werden sollten gegebenenfalls Folgekosten für Schulung, Updates/Upgrades oder Wartungsverträge. Auch kostenlose Software, meist von Bauprodukt-Herstellern angeboten, kann im Internet herunter geladen werden (siehe Anhang »Weitere Anbieter«).
Worauf man zusätzlich achten sollte
Kaum ein anderer Softwarebereich ist aufgrund der Änderung von Rahmenbedingungen und Berechnungsgrundlagen so sehr in Bewegung wie Energieberatungs-Programme. Aufgrund des Wettbewerbsdrucks kann es passieren, dass Qualitätskontrollen der Hersteller manchmal nicht in dem Umfang stattfinden, wie es wünschenswert wäre. Dann findet sich der Anwender plötzlich in der Rolle des Softwaretesters wieder. Das kann fatale Folgen haben, denn gegenüber dem Bauherrn ist allein der Planer für Aussagen und Empfehlungen verantwortlich. Somit fallen auch Softwarefehler auf den Energieberater zurück. Bei der Kaufentscheidung ist es daher sinnvoll, sich neben der Software auch den Anbieter genauer anzuschauen: Seit wann ist er auf dem Markt? Seit wann bietet er EnEV-Software an? Ist er auch der Hersteller der Software? Wieviele Arbeitsplätze (Installationen) wurden bereits mit der Software ausgestattet? Stehen Einstiegs- und Praxishilfen zur Verfügung? Wie schnell werden Fehler behoben? Wie häufig wird die Software durch Updates aktualisiert?
Auch sind nicht alle Lösungen für alle Einsatzbereiche (Wohnbau, Nichtwohnbau, Neubau und Altbau) geeignet. Deshalb sollte man vorher genau prüfen, ob die Software für den favorisierten Bereich »taugt«, ebenso welche Normen und Verordnungen der Berechnung zugrunde liegen. Ob beziehungsweise wann die neue EnEV 2007 berücksichtigt wird, sollte man bei konkretem Interesse am Produkt direkt beim Hersteller und am besten schriftlich erfragen. Ein offenes Online-Forum bietet Anwendern zusätzlich die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen.
Die perfekte EnEV-Software gibt es nicht
Eine für jede Anwendung und jeden Planer perfekte Software gibt es nicht. Für die Programmauswahl sollte man sich zunächst darüber klar werden, was man mit der Software konkret machen will (Energieberatung, energetische Optimierung, bauphysikalische Detailuntersuchung etc.). Daraus lassen sich dann unter Berücksichtigung des eigenen Büroprofils die Anforderungen an das Programm definieren. Welche Programmfunktionen für welche Anwendungsfälle im Detail erforderlich und sinnvoll sind und welche Anbieter Energieberatungs- beziehungsweise EnEV-Software offerieren, kann man übrigens auch in der (leider nicht mehr ganz aktuellen) Marktübersicht von Econsult (Stand 9/2006) unter www.enev-software-test.de recherchieren. •
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