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Gebäude HPK der ETH Hönggerberg in Zürich

... in die jahre gekommen
Gebäude HPK der ETH Hönggerberg in Zürich

In den 60er Jahren geplant, wurde das Laborgebäude von 1996 bis 2000 umfassend saniert und erweitert. Relativ ungewöhnlich, fällt die Entscheidung aus Kostengründen und wegen des erheblichen technischen Aufwands bei älteren Laborgebäuden doch meist gegen eine Sanierung und für Abriss und Neubau aus.

    • Architekten: Albert Heinrich Steiner; Erweiterung und Sanierung: broggi santschi partner – heute: raumfachwerk

  • Text: Hubertus Adam Fotos: (1965) Max Markwalder; (1988) Dieter Enz; (1995) broggi santschi partner; (2001) Andrea Helbling
1957 wurde der seit 1943 amtierende Stadtbaurat Albert Heinrich Steiner als Professor für Architektur und Städtebau an die ETH Zürich berufen. Exakt zu dieser Zeit begann die Leitung der vom Bund getragenen Hochschule, die in ihren innerstädtischen Liegenschaften unter Platzmangel litt, über eine Erweiterung außerhalb ihres angestammten Terrains nachzudenken, und Steiner schien die ideale Figur zu sein, dieses Vorhaben ins Werk zu setzen. Ohne vorangehenden Wettbewerb wurde er mit der Aufgabe betraut, einen Campus für den Hügelrücken des Hönggerbergs zwischen den Stadtteilen Höngg und Affoltern zu planen – eine Aufgabe, die Steiner mit unterschiedlicher Intensität bis zu seinem Tod im Jahr 1996 beschäftigen sollte. Die Hauptaktivitäten fallen indes in die Zeit bis 1968, als der Auftrag für die zweite Bauetappe auf dem Hönggerberg an Max Ziegler und Erik Lanter ging. Steiner wehrte sich gegen die seiner Meinung nach zu starke Verdichtung – so wie er auch in den frühen 90er Jahren ergebnislos gegen die Kammkonfiguration des Chemiegebäudes von Mario Campi (3. Ausbauphase) anzukämpfen versuchte. Rückblickend ist Steiner recht zu geben: Der zweite und dritte Bauabschnitt haben seinen Campusplan verunklärt und erreichen auch nicht das architektonische Niveau der ersten Phase.
Charakteristisch für Steiners Konzept sind orthogonale Bauten mit durchaus technischem Charakter, die über einem Rastersystem weitläufig in der Landschaft verteilt (die Flächenausnutzung betrug nur 0,423) und mittels überdachter Verbindungsgänge miteinander verbunden sind – ›
› das Vorbild hierfür stellen amerikanische Universitätsbauten dar, namentlich das Graduate Center der Harvard University von Walter Gropius. Wie Modelle der Jahre 1959 bis 1964 zeigen, entwickelte sich Steiners Campusplan sukzessive: Als 1961 mit dem Bau der ersten Physikgebäude begonnnen wurde, war weder das aus dem Raster ausscherende Hexagon des Vorlesungsgebäudes noch das weithin sichtbare zehngeschossige Physikhochhaus bereits angedacht.
baustein auf dem Kerncampus
Das Gebäude HPK – der Buchstabe K steht für Kernphysik – ist einer der ersten Bauten Steiners auf dem Hönggerberg und wurde zwischen 1961 und 1965 realisiert. Im Norden des Kerncampuses gelegen, steht es gleichsam in dritter Reihe hinter der das Areal erschliessenden Nord-Süd-Achse. Bis zu seiner Sanierung zeigte es die typischen Merkmale der Institutsgebäude von Steiner: Das Betonskelett war mit einer die Horizontalen betonenden Leichtmetallfassade aus anodisiertem Aluminium verkleidet, dazu trat am Ende der Sichtbetonkubus für Treppenhaus und Erschliessung. Im Inneren sind die Instituts- und Laborgebäude zweibündig organisiert, sämtlichen Bauten Steiners liegt das Achsmass von 1,80 m zugrunde.
1994, also etwa 30 Jahre nach Fertigstellung, setzte ein Sanierungsprogramm für die Bauten der ersten Ausbauphase ein. Dabei war dem Gebäude HPK zunächst eine Rochadefunktion zugedacht worden: Als temporäres Domizil sollte es nacheinander die in den benachbarten sanierungsbedürftigen Gebäuden HPK, HPF und HPP untergebrachten Institute aufnehmen, bevor es endgültig umgebaut worden wäre. Ein Anbau des seit längerem mit Albert Heinrich Steiner verbundenen Architekturbüros broggi & santschi schuf 1996/97 die nötigen zusätzlichen Räume für die Rochade.
In diesem Moment allerdings entschied sich die Schulleitung dazu, auf die Rochade zu verzichten. Die Abfolge von drei temporären und einem abschliessenden Umbau blieb dem HPK-Gebäude erspart, das nun neu die Professuren für Biophysik und Molekularbiologie aufnehmen sollte. Auch dieser Umbau wurde broggi & santschi übertragen und zwischen 1998 und 2000 ausgeführt. Als Bauherrenvertreter fungierte Roger Degonda, der kurz darauf in das Architekturbüro eintrat und dieses seit dem Ausscheiden der beiden Gründer unter dem Namen raumfachwerk in Dietikon bei Zürich mit neuen Partnern weiter betreibt. ›
Rückbau bis zum Rohbau
Die für die neuen Nutzer nötigen Anpassungen, aber auch die heutigen energietechnischen Verordnungen zwangen dazu, das Gebäude bis auf den Rohbau zurückzuführen, der aus Stahlbetonstützen entlang der Fassade und Massivdecken besteht. Die räumliche Grunddisposition vereinfachte die Adaption: Zwischen dem massiven Erschliessungsturm im Süden und dem Fluchttreppenhaus im Norden spannte sich eine zweibündige Raumstruktur mit seitlichen Labors und zentralem, relativ breiten Korridor. Dank der ausreichenden Raumhöhe konnten auch die neuen modularen Laborsysteme der für die ETH gültigen »Laborvision 2000« integriert werden. Anders als in früheren Laborkonzepten erfolgt die Versorgung mit Medien und Installationen nicht mehr vom Boden aus, sondern – wie auch die Kühlung – von der Decke aus über Mediensäulen. Dies erhöht die Flexibilität der räumlichen Anordnung und ermöglicht problemlose spätere Nachrüstung. Das neue Labormodell, das im Neubau des Chemiegebäudes von Mario Campi im grossen Stil eingesetzt wurde, fand am HPK-Gebäude erstmals Anwendung.
Versorgung von oben
Die Steigzonen entlang dem Korridor wurden nach dem Umbau reaktiviert, einige von ihnen sind indes mit Stahlträgern armiert worden, um den erhöhten Anforderungen der Erdbebensicherheit zu entsprechen. Auf der Ostseite finden sich die hochinstallierten Chemielabors, die eines konstanten Klimas bedürfen, auf der Westseite Physiklabors sowie Praktikumsräume. Zu den Spezialräumen zählen Labors für Prionenforschung, Proteinsequentierlabors und ein NMR-Raum für das Team des durch SARS- und BSE-Forschung bekannten Nobelpreisträgers Kurt Wüthrich. Der Bereich für die magnetische Resonanzspektroskopie liegt in einem zylindrischen Annexbau, der vom 2. UG aus zugänglich ist. Eine Deckenöffnung erlaubt das Austauschen des Magnets. Die bisher im 2. UG befindlichen Technikbereiche wurden zusammen mit der zuvor im 3. OG angeordneten Abluftzentrale in das neu errichtete Attikageschoss auf dem Dach verlegt.

Auch wenn das Gebäude HPK – wie die anderen Bauten der ETH auf dem Hönggerberg nicht in das Inventar schützenswerter Bauten aufgenommen – zwischenzeitlich auf sein materielles Substrat reduziert worden ist und heute einer anderen Nutzung als früher dient: Dem Architekturbüro broggi & santschi ist eine Sanierung gelungen, die dem Urkonzept von Steiner ihre Reverenz erweist. Soweit dies heute noch möglich ist, hielt man sich bei der Leichtmetallfassade an die frühere Materialität, Proportion, Gliederung und Farbigkeit. Da anodisierte Aluminiumelemente heute nicht mehr erhältlich sind, ist der frühere Anthrazitton der Brüstungsbereiche allerdings einem dunkleren Schwarz gewichen. Beim Treppenturm entfernte man die äußere Betonschicht, trug eine Dämmschicht auf und umgab diese schließlich mit einem äußeren Betonmantel – Resultat ist ein zweischaliger Wandaufbau.

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