Wer kennt ihn nicht, Carl Spitzwegs armen Poeten, der, eingehüllt in Morgenmantel, Decke und Schlafmütze in einer kargen Dachkammer auf einer kümmerlichen Matratze liegend sein neuestes Werk verfasst? Über sich die Dachsparren und eine Holzverschalung, die Wind und Wetter nur spärlich abhält, weshalb sich der Schriftsteller mit einem Regenschirm vor eindringenden Wassertropfen schützen muss. Spitzweg malte dieses Bild 1839. Doch die Zeiten, in denen Dachwohnungen eher der Behausung des Poeten ähnelten als den heutigen großzügig belichteten Aufenthaltsräumen mit angenehmem Klima, sind noch gar nicht so lange her. Auf dem Land diente der Dachraum bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts meist nur als Lager. Lediglich in den rasch wachsenden Städten und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als Wohnraum äußerst knapp war, richtete man unterm Dach Aufenthaltsräume ein. Diese waren aber nur unzureichend vor Wärme, gegen Kälte und Brände geschützt. Erst die Wohlstandsgesellschaft der siebziger und achtziger Jahre baute die Dächer komfortabler aus und propagierte dies als exklusive Wohnform. Seither hat sich das Klima unterm Dach ständig verbessert und auch die EnEV trägt weiter dazu bei, dass das Dachgeschoss zum angenehmen Lebensraum wird. Manchmal ist es eben gut, wenn sich die Zeiten ändern … dl
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