1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » db-Archiv »

An der Tür …

db-Archiv
An der Tür …

Am 6. März wird die Light+Building in Frankfurt ihre Tore öffnen. Die internationale Fachmesse für Architektur und Technik bündelt die für die technische Gebäudeplanung relevanten Bereiche Licht, Elektrotechnik sowie Haus- und Gebäudeautomation. Hatten die technischen Aspekte der Gebäudeausrüstung in der Vergangenheit eine eher untergeordnete Funktion, so wird mittlerweile der Gebäudeautomation ein immer größer werdender Stellenwert beigemessen. Dieser Entwicklung hat sich auch der Architekt zu stellen. Bedingt durch zunehmend höhere Energiekosten und angesichts funktionierender Null-Energie-Gebäude ist eine höhere Energieeffizienz nur noch steuerungstechnisch zu erreichen. Zusätzlich ermöglichen moderne Automationstechniken den Bauherren die Verwirklichung hochwertiger Ausstattungs- und Komfortwünsche sowie ausgefeilter Lichtlösungen, die vom Planer bereits in der Entwurfsphase zu berücksichtigen sind. Parallel zur Light+Building wollen wir Ihnen ab der heutigen Ausgabe in einer Serie eine Übersicht zum aktuellen Stand der Technik vorstellen.

Text: Rolf Mauer

Bereits 1899 kam, als Vorläufer heutiger Haustelefone, ein erstes elektrisches Sprechsystem der Berliner Firma Paul Haudegen & Co. auf den Markt, mit dem aus mehreren Räumen heraus interne Telefonate möglich waren.
Das schwäbische Unternehmen S. Siedle und Söhne, das 1887 begann, Telefone herzustellen, führt in einem Katalog des Jahres 1911 bereits auf vierzig Seiten »Fernsprechapparate für Privatanlagen«. Die Haussprechanlage »Unifon« desselben Herstellers entstand 1902 und wurde ein Jahr später durch das Haustelefon »Echofon« abgelöst. Wer jedoch wissen wollte, wer an der Tür klingelte, musste sich nach wie vor dorthin begeben und selbst nachsehen. Mitte der dreißiger Jahre wurde erstmalig in Deutschland eine Sprechstelle für den Außenbereich vorgestellt: »Portavox, der neuzeitliche Türlautsprecher« von Siedle wurde in Villen, Mietshäusern, Hotels und Krankenhäusern eingesetzt.
Ein weiterer Ursprung professionell genutzter Sprechanlagen ist in Skandinavien zu finden. Die dortige Post konnte in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts bei ihren Unternehmenskunden auch auf innerbetriebliche Gespräche Gebühren erheben und investierte deswegen in die Entwicklung dieser Technik. 1972 erschien, ebenfalls aus dem Haus Siedle, die erste Türüberwachung mit Kamera namens »Video-Portavox«. Lange waren Tür- und Gebäudesprechanlagen ein Luxus gehobener Kreise oder blieben auf betriebliche Anwendungen beschränkt. Erst die konsequente Verwendung integrierter Schaltkreise und der Mikroprozessortechnik, die wesentlich früher als bei den Telefonen erfolgte, sorgte für eine höhere Verbreitung.
Heutige Anforderungen
Mehr scheint bisher nicht passiert zu sein, so erkennt die von verschiedenen Firmen gegründete Initiative »Elektro+« zwar, dass sich die Anforderungen für Kommunikationsanlagen in Wohngebäuden in den letzten Jahren rapide verändert haben, empfiehlt jedoch in ihrem Modernisierungsratgeber für die Hauskommunikation nur eine »Gegensprechanlage (gegebenenfalls mit Bildübertragung) oder eine Telefonnebenstellenanlage«. Immerhin weist die Initiative darauf hin, dass für zukünftige Kommunikationsfunktionen im Zählerschrank zusätzlich Platz vorzusehen ist und empfiehlt vorsorglich das Verlegen von Leerrohren für nachträgliche Installationen.
Tatsächlich sind heutige Kommunikationsanlagen in der Lage, nicht nur als Gegensprechanlage zu fungieren, sondern lassen sich durch die sogenannte IP-Adressierung an gebäudeeigene Bussysteme beziehungsweise an das Internet anbinden. IP ist die Abkürzung für »Internet-Protokoll« und bezeichnet einen geräte- und herstellerunabhängigen Standard für die Steuerung und Verbindung unterschiedlichster Geräte der Haustechnik.
Gespräche oder Kameraaufzeichnungen lassen sich somit verlustfrei auf Fernseher, PCs oder mobile Kommunikationsgeräte wie Handy, PDAs (Personal Digital Assistants) und Laptop übertragen. In Unternehmen, Wohnanlagen oder verteilten Liegenschaften können Türstationen somit zentral verwaltet und betreut werden. Auf diesem Weg lässt sich eine beliebige Anzahl an Zugängen überwachen. ›
› Besonders für die sogenannte Generation 50+ ergeben sich sinnvolle Lösungen, beispielsweise wenn aufgrund körperlicher oder gesundheitlicher Einschränkungen grundsätzliche Kontrollfunktionen an Betreuer abgegeben werden müssen. Vorstellbar sind etwa Szenarien, die über eine reine Türkommunikation hinausgehen, wie das ferngesteuerte Öffnen von Türen während eines ärztlichen Notfalls oder die Erweiterung optischer Kontrollfunktionen in der Altenbetreuung mit in der Wohnung installierten Sprechstellen und Videokameras.
In Verbindung mit Bewegungsmeldern können Notfallsituationen mit Personenschäden frühzeitig und automatisiert erkannt werden. Zwar sind solche Systeme bislang noch nicht auf dem Markt, aber die technischen Voraussetzungen sind gegeben.
Elektronische Zutrittskontrolle
Mechanische Schließsysteme sind zwar in der Erstanschaffung sehr günstig, entwickeln sich jedoch bei Nutzungsänderungen oder Schlüsselverlusten nachträglich zu kostenintensiven Lösungen. Außerdem bieten traditionelle mechanische Schließanlagen keine Möglichkeit, Schließpläne kurzfristig zu ändern, verlorene Schlüssel zu sperren oder Schließprotokolle zu erstellen. Konventionelle mechanische Schließanlagen werden daher immer mehr durch elektronische Schließanlagen verdrängt. Dies liegt trotz eines höheren Anschaffungspreises für elektronische Schließanlagen daran, dass eine elektronische Anlage ohne die vorgenannten Nachteile einer mechanischen Anlage auskommt.
Werden die einzelnen Schließzylinder vernetzt, können zentral erfasste Änderungen direkt weitergegeben werden. Diese Vernetzung kann entweder kabelbasiert sein oder mit Funktechnologie erfolgen. Zentral gesteuerte kabelgebundene Systeme sind aufgrund der damit verbundenen Installationen sehr aufwendig und teuer, so dass deren Installation nur bei Neubauten oder nachträglich nur bei besonders sicherheitskritischen Türen sinnvoll ist.
An circa 50 Prozent aller Innentüren bestehen hauptsächlich Anforderungen an Organisation und Flexibilität, da sie oft genutzt werden und sich Berechtigungen häufig ändern. Beispielsweise bei Türen zu Büro- und Besprechungsräumen oder Patientenzimmern. Gerade für diese Türen sind bisherige elektronische Schließsysteme in punkto Sicherheit überdimensioniert. Hierfür bietet Hewi mit seinem »elock«-System eine einfachere Lösung ohne Installationsaufwand an, die aus einem elektromechanischen Schloss, zwei Antennen zur Identifikation und einem Taster an der Innenseite besteht. Das Schloss lässt sich wie gewohnt über den Türdrücker bedienen. Über die Antennen kann nun allerdings der Drücker elektronisch abgeschaltet werden; die Tür ist über die Falle verschlossen.
Mittlerweile haben sich im gewerblichen und privaten Bereich elektronische Systeme wie biometrische Fingerprint-Systeme sowie berührungslose Zugangskontrollen über Transponder etabliert. Zurzeit noch in der Entwicklungsphase sind Biometriemodule, die Gesichter erkennen und den Zutritt erst nach visueller Kontrolle ermöglichen. Über die Vorteile oder Nachteile einer visuellen Erkennung wird die zukünftige Marktentwicklung entscheiden. Sicher ist, dass die Anforderungen für Software und Hardware für die Gesichtserkennung ungleich aufwendiger sind als beispielsweise bei den bereits mit Breitenwirkung eingesetzten Fingerprint-Systemen.
Eine weitere, bereits vielfach eingesetzte Alternative für das schlüssellose Türöffnen sind Tastaturfelder, über die ein Öffnungscode eingegeben werden kann oder sogenannte Transponder. Auch hier bieten sich Lösungen besonders für Menschen im Rollstuhl oder mit Gehhilfe an, die schwere Türen nur mit viel Mühe – oder gar nicht – öffnen und schließen können.
Aussichten
Zur Kennzeichnung von Tieren werden bereits seit Jahren verstärkt Transponderchips mittels eines speziellen Verabreichungsgerätes mit Injektionskanüle in das Tier implantiert. Im Prinzip ist diese Technik mit allen Vor- und Nachteilen auch beim Menschen einsetzbar und darf als gesundheitlich unbedenklich eingeschätzt werden. Den ethischen Bedenken, die eine derartige technische Anwendung beim Menschen auslösen, kann man sich nur im Rahmen einer gesellschaftlichen Grundsatzdiskussion stellen. Dabei sollte man jedoch eines nicht vergessen: Auch die mit viel Getöse und Leidenschaft seit Jahrzehnten geführten Diskussionen um Datenschutz und informelle Selbstbestimmung werden von den nachrückenden Generationen ad absurdum geführt. Ohne Scheu stellen diese sich über diverse Internet-Plattformen weltweit vor; ungeachtet datenschutzrechtlicher Bedenken und der erwiesenen Sammelwut von Firmen und Institutionen. Man muss sich nur eine Mode vorstellen, die implantierte Chips als nachahmenswert vorführt, und die Technik ist gesellschaftlich eingeführt. •
Weitere Informationen: www.siedle.de, www.siedle.de, www.siedle.de
Aktuelles Heft
Titelbild db deutsche bauzeitung 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
MeistgelesenNeueste Artikel

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de