Kaum ein Stein glich dem anderen, mehr Ruine denn Bauwerk: Das war die Ausgangslage für die Wiederbelebung zweier Häuser unter jahrhundertealten Arkaden. Das Ergebnis: Abwechslungsreich strukturierte Oberflächen und dennoch eine optische Einheit.
Oropesa in der spanischen Provinz Toledo ist bekannt für seine imposante Burg aus dem Jahr 1402. Einer der früheren Grafen hatte mehrere Arkaden quer durch den Ort mauern lassen, um seine Residenz unmittelbar mit der Kirche Nuestra Señora de Asunción zu verbinden. Das Bauwerk war unvollendet geblieben; unter den Mauerbögen hatten sich jedoch drei verwinkelte Häuser angesiedelt. Seit Jahren standen sie mangels effizienter Belichtung und Belüftung leer und waren nur noch Ruinen.
Das Architekturbüro paredespedrosa aus Madrid schuf daraus für ein Geschwisterpaar nun zwei parallel angeordnete langgestreckte Gebäude; diese teilen sich einen gemeinsamen Innenhof und die alte Fassade zum Kirchplatz. Der Patio holt nicht nur natürliches Licht in die beiden Häuser, sondern gibt auch den Blick frei auf den Glockenturm des Gotteshauses. Während eine der Wohnungen weitere Fenster zur Gasse besitzt, öffnet sich die zweite zusätzlich zu einem seitlich gelegenen privaten Garten.
Die Fassade zur Kirche hin, die in einen der historischen Mauerbögen übergeht, durfte aus Denkmalschutzgründen nicht verändert werden. Wie die übrigen Außenwände zeigt auch sie einen unregelmäßigen Mix aus Back- und Natursteinmauerwerk, genannt »Aparejo Toledo«, der für die Region Castilla La Mancha typisch ist. Im Kontrast dazu gestalteten die Architekten die Fassaden zum Innenhof in einem einheitlicheren Stil: Die zum Teil stark beschädigten Sockelbereiche des Mauerwerks setzten sie nicht etwa instand, sondern überzogen sie mit einem strengen Gitter aus senkrecht angeordneten Ziegelriemchen, das als verstärkende Deckschicht dient. Geometrie und Material setzen sich im Bodenbelag des Patios fort. Um das sehr heterogene Mauerwerk der darüberliegenden Wandflächen zu vereinheitlichen, brachten die Architekten dort einen durchgehenden weißen Anstrich auf, der sich gut mit dem Beige der Riemchen verträgt und den Innenhof beinahe erstrahlen lässt.
Auch im Innern der Gebäude wurden sämtliche Mauern aus denselben Beweggründen geweißelt. Damit mehr Raum in den OGs zur Verfügung steht, ließen die Architekten die vorhandenen Dächer um jeweils 1 m anheben; deren Holzkonstruktionen und Deckungen wurden beibehalten und restauriert. Filigrane neue Treppen aus gekantetem, weißen Stahlblech erschließen die oberen Etagen. Fenster- und Türöffnungen wurden zum Teil in Größe und Lage angeglichen, um auch in dieser Hinsicht etwas mehr Ordnung in das über die Jahre gewachsene Chaos zu bringen.
~Tanja Feil
Das Projekt ist eine der zahlreichen Einreichungen zum Fritz-Höger-Preis, der besondere Backsteinbauten kürt. Die Sieger stellen wir in Ausgabe 12/2017 der gedruckten Zeitschrift vor – im Heftteil db-Metamorphose.