~Christoph Gunßer
1911 errichtet, gilt das Filmtheater Weltspiegel Cottbus als eines der ältesten Kinos Deutschlands. Ein Cottbuser Enthusiast ließ das ehemalige Einsaalkino nun durch Studio Alexander Fehre, Stuttgart, neu konzipieren und durchgängig gestalten – basierend auf der Diplomarbeit des jungen Innenarchitekten.
Sichtbarste Zutat: In einem seitlichen Anbau ergänzen zwei zusätzliche Kinosäle mit jeweils 80 Plätzen und eine Kinobar das Innenstadtkino, dessen historischer Saal mit 520 Plätzen durch einfahrbare Podeste nun auch für Veranstaltungen nutzbar ist. Die denkmalgeschützte, goldene Kassettenecke des Saals als Prunkstück bekam im gelifteten Haus indes auch etliche sinnige neue Design-Einfälle zur Seite: Als Kontrast zur klassischen Kassettierung hat manches neue hölzerne Wandelement organischen Schwung; auch die in Schwarz-Weiß gehaltene Bar und das Treppenhaus auf dreieckigem Grundriss sind skulptural stromlinienförmig gehalten, während manche Leuchten und Einbauten (etwa ein Projektionsraumfenster in Gestalt einer Blende) verspielt auf die Kinogeschichte verweisen. Raffiniert gefaltete Decken in den neuen Sälen, schwebende Waschtische und sichtbar verlegte Stromleitungen in den Toiletten, Lichtakzente, Möbelideen, wohin man blickt – am Ende ist man fast froh, dass der multidimensionale »Erlebnisraum« äußerlich den strengen Jugendstil aus Kaisers Zeiten weitgehend bewahrt hat. Hier strahlt das Haus als ein respektables Bekenntnis zur Kino- und Stadtkultur in Ostdeutschland.
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Trockene Socken
