Nach fünf Jahren ist mit der Fertigstellung der Aula die Sanierung der Grund- und Musikschule in Marl abgeschlossen. Mit viel Feingefühl haben die Architekten das Gebäude auch energetisch ertüchtigt und dabei das filigrane Erscheinungsbild der schmalen Dachkanten erhalten.
Organische Formen und fließende Räume – mit diesen Prinzipien hat Hans Scharoun dem Schulbau wesentliche Impulse gegeben, obwohl er nur zwei Schulen realisierte. Interessanterweise sind beide nun kurz hintereinander saniert worden. Nachdem wir die Lünener Schule in db 09/2013 ausführlich dokumentiert haben, werfen wir nun einen kurzen Blick auf ihren Nachfolger in Marl aus den Jahren 1960-1971. Neben baulicher Ertüchtigung mussten die Münsteraner Architekten Pfeiffer Ellermann Preckel hier auch die Herausforderung meistern, zwei unterschiedliche Nutzer – Grundschule und Musikschule – unter einem gemeinsamen Dach zusammen zu bringen.
Die fünfjährige Sanierung des Bildungsbaus in Marl ist nun mit Fertigstellung der Aula abgeschlossen. Mit 522 Plätzen gilt sie als kleine Schwester der Berliner Philharmonie. Mit ihrer guten Akustik ist sie daher prädestiniert für die Musikschule, die das Gebäude seit 2007 nutzt. Um diese zentral gelegene Aula gruppieren sich die 16 sogenannten »Schulwohnungen«, ein Raumkonzept, das Scharoun schon für die Schule in Lünen von 1956-1962 entwickelt und umgesetzt hatte. Dabei werden jeweils ein Klassenraum, eine Garderobenzone, ein Gruppenraum und ein Freiluftbereich als Einheit zusammengefasst. Durch die wabenähnliche Anordnung der Räume mit ihren unterschiedlichen Dachhöhen, Entwässerungssystemen und Wandanschlüssen gleicht kaum eine Stelle der anderen, sodass Planer und Handwerker jetzt bei der Ertüchtigung immer wieder individuelle Lösungen entwickeln mussten, um marode Bauteile zu reparieren, Schäden an Betonflächen zu beheben oder ganze Bauteile, wie Wände oder Bodenaufbauten komplett auszutauschen. Gelungen ist es in allen Fällen, die schmalen Querschnitte und dünnen Dachkanten zu bewahren, trotz Sanierung nach aktuellen Energiestandards.
Da die Schule seit 2004 in der Denkmalliste der Stadt Marl geführt wird, wurden vorzugsweise Originalmaterialien verwendet oder gleichwertiger Ersatz gefunden. In vielen Fällen mussten Bauteile jedoch nachkonstruiert werden, wie z.B. die außenliegenden Sonnenschutzelemente aus Aluminium bei den Schulwohnungen. Das von Scharoun geplante dezentrale Belüftungssystem lebt mithilfe einer neuen Technik – Lüftungsgeräte mit Weitwurfdüsen – wieder auf.
Und um nicht zuletzt auch die Außenräume dem ursprünglichen Erscheinungsbild anzunähern, wurden die zugewachsenen Innenhöfe und Freiflächen gerodet und neu angelegt.
~Petra Bohnenberger