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Bilder statt Bier. Kindl Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin

Kindl Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin
Bilder statt Bier

Auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei ist ein Ort für zeitgenössische Kunst entstanden. Krekeler Generalplaner und grisard‘architektur haben die Bauten nicht nur behutsam restauriert, sondern auch mit einem auffälligen Treppenhaus ergänzt.

Wieder eine der sprichwörtlichen frühmodernen »Kathedralen« (des Verkehrs, der Elektrizität, der Industrie), diesmal der Braukunst. Ein Juwel des Backsteinexpressionismus aus den Jahren 1926-30, eine großartige Baukörperkomposition mit dem Turm als Höhepunkt. Vor kurzem hat ein Schweizer Sammlerehepaar die ehemalige Produktionsstätte für 10,5 Millionen Euro in ein Kunstmuseum transformiert.

Die anderen Gebäude der Großbrauerei Kindl waren kriegszerstört oder wurden abgeräumt, beim nun umgenutzten Bau blieb an der Ostseite eine Brandwand. Die nahmen Dr. Krekeler Generalplaner und das Büro grisard‘architektur zum Anlass, hier den Haupteingang und das Erschließungstreppenhaus anzuordnen, den einzigen neuen Bauteil, der außen zu entdecken ist. Seine delikate Sichtbetonkonstruktion mit sprossenlosen Glasbändern und einem kecken, signifikanten Ausguck im obersten Geschoss ist mit Schweizer Präzision gefertigt.

Im Maschinenhaus von 1880 ist die industrielle Vergangenheit noch präsent, etwa durch den Laufkran und die Betriebskanzel. Im Stockwerk darüber wurden die beiden raumtrennenden Fachwerkträger jedoch verkleidet, um den Exponaten keine Konkurrenz zu machen. Dadurch entstanden abgetrennte Ausstellungskabinette. Das DG auf der dritten Ebene wiederum blieb ungeteilt, wurde um zweieinhalb Meter erhöht und erhielt anstelle des Flachdachs nach Norden gerichtete Sheds. Die enorme Halle des Kesselhauses beließen die Architekten in ihrem überkommenen, schrundigen Zustand mit schadhaften, gefliesten Wänden, abgeflexten Trägern und dem offenen, stählernen Dachstuhl. Sie wird mit Großinstallationen bespielt; zur Eröffnungsausstellung z.B. vom Schweizer Künstler Roman Signer. Er hängte ein veritables Flugzeug, eine Kitfox Classic IV, kopfüber in die 20 x 20 x 20 Meter messende Halle und ließ es mithilfe zweier Ventilatoren in langsame Rotation versetzen. Im Turm sollen noch Büros und eine Wohnung Platz finden.

Architektonisch-räumliches Highlight ist freilich das Sudhaus mit seinen sechs blitzblanken Braukesseln, die größten Sudpfannen Europas, wie es heißt. Der kathedralhafte Raum ist geprägt von seiner Überformung aus den 50er Jahren, mit feinen Geländern, Voutendecken und gläsernen Wandpaneelen. Er wurde sorgsam restauriert und nun beherbergt er – nichts weiter als ein Café. An der Wand zur Empore, wo einst die Schaltschränke standen, wurde der Tresen eingebaut.

Wem das Angebot des vegetarischen Cafés/Bistros nicht behagt, dem bietet die urige Hausbrauerei Rollberg im Souterrain Deftiges. Denn es wird im Haus wieder Bier gebraut, wenn auch im bescheidenen Craftbier-Maßstab.

~Falk Jaeger

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