Videokunstzentrum in Gelsenkirchen
Nordstern setzt Zeichen
~Gudrun Escher
Die Turmförderanlage über Schacht 2 der Zeche Nordstern entstand 1952 als Teil des Gesamtkonzepts einer in Quadern geordneten Anlage, wie sie den Hausarchitekten der Zeche, Fritz Schupp und Martin Kremmer, vorschwebte. Bis 2003 wurde das zentrale, 1993 stillgelegte Zechengebäude zur Hauptverwaltung des Wohnungsunternehmens THS (heute VivaWest) umgebaut; Ausbau und Aufstockung des Schachtturms entwarf Karl-Heinz Petzinka, damals Geschäftsführer der THS. Im Zuge der Umbaumaßnahmen war die Zechenanlage aus dem Denkmalschutz entlassen worden – mit Ausnahme der Ebenen 5-11 einschließlich der Fördermaschinentechnik im Turmkopf. Das Kunststück der Tragwerksplaner wh-p aus Stuttgart, das alte Fördergerüst um weitere Ebenen plus Aussichtsplattform aufzustocken ohne die vorhandene Tragstruktur zu überformen – wobei der hinzugefügte schmale Erschließungsturm eine »tragende« Rolle spielt –, war der Jury des Ingenieurpreis‘ des Deutschen Stahlbaues 2013 eine Auszeichnung wert.
Auf den Ebenen 6-10 ist seit Ende 2012 das Videokunstzentrum eingezogen. Für die neuen musealen Zwecke wurden dabei alle Teile der Fördertechnik hinter Glas eingehaust oder mit Ketten abgesperrt, die Etagen über rostige Stahltreppen verbunden und neue Leitungen in rostigen Rohren verlegt. Kleine augenzwinkernde Triumphe feiert das Design auf Ebene 5, wo WCs in einer rostigen Stahlbox untergebracht und mit Wandleuchten versehen sind, die an Grubenlampen erinnern. Die Ausstellungsarchitektur schafft ein dunkles Ambiente, aus dem die Projektionen hervorleuchten, kontrastierend immer wieder mit dem allgegenwärtigen Industriebau. Er bleibt neben den Exponaten als eine zweite Erlebnisschicht überall sicht- und spürbar.
Als von Weitem erkennbares Zeichen für die Herkulesaufgabe des Strukturwandels im Revier wird der Erschließungsturm bereits seit 2010 durch die Monumentalskulptur des Herkules‘ (Künstler Markus Lüpertz) gekrönt.
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