In den letzten Jahrzehnten wurde im Wohnungsbaubestand oftmals versucht, allein durch den Fensteraustausch und das Aufbringen eines Wärmedämmverbundsystems, die Lebensdauer der Gebäude zu verlängern. Dies führte jedoch häufig zu bauphysikalischen Problemen in den Wohnräumen.
Die Verschärfung der Anforderungen der Energieeinsparverordnung (ENEV) und die bekannten bauphysikalischen Gründe lassen solche als singulär zu bezeichnende Maßnahmen kaum noch zu. Vor anstehenden Renovierungs-, und Sanierungsarbeiten muss ein umfassendes Sanierungskonzert erarbeitet werden. Vorab ist eine sorgfältige Bestandsaufnahme notwendig, damit v. a. die Kostenseite einer zu planenden Baumaßnahme nicht aus den Augen verloren wird.
Um einer Bestandswohnbebauung zu einer weiteren technischen Lebensdauer zu verhelfen, sind in der Planung die vielseitigen Anforderungen, ähnlich einem Neubau, zu berücksichtigen. Neben den allgemeinen technischen Anforderungen, wie Heizen, Lüften, Dämmen, sind es auch Anforderungen wie Wohnraumaufwertung, ggf. das Beseitigen von Altlasten, bestandserhaltende und bestandssichernde Maßnahmen, Wärmebrückenminimierung, schadstoffarmes Wohnen und Wohnhygiene.
Als gelungenes Beispiel kann hier ein Bauvorhaben der Rheinwohnungsbaugesellschaft GmbH in Düsseldorf bezeichnet werden. Die Sanierungs- und Renovierungsmaßnahme hatte zum Ziel, bei möglichst viel Substanzerhalt das Maximum an Möglichkeiten zu verwirklichen, einen technisch nahezu gleichwertigen Zustand zu einem Neubau herzustellen.
Nordöstlich des Düsseldorfer Stadtzentrums gelegen, entstand in den 40er Jahren die Wohnsiedlung in Unterrath als lockere Zeilenbebauung mit vielen Grünflächen. In der Unterrather Straße standen mehrere Gebäude der Rheinwohnungsbau GmbH zur Generalsanierung an. Die Baumaßnahme betraf
53 Wohneinheiten.
Nach sorgfältiger Bestandsaufnahme und aufwendiger Vorplanung der möglichen Sanierungsmöglichkeiten entstand letztendlich ein umfangreiches Sanierungskonzept. Ziel war es, ausschließlich mit Materialien und technischen Ausrüstungen zu arbeiten, die eine lange Lebensdauer haben und zukünftig geringe Unterhaltkosten verursachen.
Die Sanierungsmaßnahmen umfassten:
- die Kellersanierung mit Abdichtung
- Rückbau von außenliegenden Kellertreppen
- Abschneiden von Betonplatten der Bestandsbalkone
- Wohnraumerweiterung ehemaliger Loggien durch Überbauen
- vom Wohnhaus thermisch getrennte Wohnanlage
- Fensteraustausch
- Aufrüstung der Heizungsanlage
- Einbau einer Be- und Entlüftungsanlage
sowie als energetische Sanierung ein mineralisches Wärmedämmverbundsystem, nach den Anforderungen der aktuellen ENEV. Gerade bei der Auswahl des Wärmedämmverbundsystems wurde auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit geachtet. Es sollten keine bioziden Wirkstoffe auf die Fassaden gebracht werden und der Schutz vor Algen- und Pilzbefall sollte trotzdem vorhanden sein.
Die Wahl fiel letztlich auf das rein mineralische Wärmedämmverbundsystem Baumit Mineralwolle-Fassade geklebt und gedübelt, Wärmeleitfähigkeitsgruppe 035, mit einem dickschichtigen, langlebigen Edelkratzputz KRP Jura in einer Dicke von 10 mm als Oberputz. Edelkratzputzoberflächen sind selbstreinigend und werden nicht gestrichen. Die Lebenserwartung eines solchen Putzes beträgt je nach Himmelsrichtung und Schlagregen-, Hagelbelastung zwischen 40 und 100 Jahren. Durch das Abwittern der jeweils obersten Kornschicht wirkt ein solcher Putz Algen- und Pilzbefall sowie Verschmutzungen an der Putzoberfläche entgegen.