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Zwischen Privatsphäre und Offenheit

Villa Sharifi-ha in Teheran (Iran) mit beweglichen Raumelementen
Zwischen Privatsphäre und Offenheit

Auf die architektonische Frage nach Transparenz und Geschlossenheit gibt die Villa Sharifi-ha in Darrous, einem wohlhabenden Viertel Teherans, eine eigene Antwort: Die aus beweglichen quaderförmigen Raumelementen bestehende transformative Fassade lässt sich je nach Wunsch geschlossen oder blickoffen gestalten. Die Lichtöffnungen der beweglichen Boxen und zahlreiche bewegliche Raumelemente im Innenbereich der Villa wurden mit Schiebe-, Hebe-Schiebe- und Falt-Schiebesystemen von Schüco realisiert.

~Ulrike Krüger, Leitung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Schüco

Sharifi-ha ist ein Gebäude mit sieben Ebenen in einem gehobenen innerstädtischen Wohngebiet in Teheran. Der Name Sharifi-ha bedeutet schlicht »Haus (des Bauherrn) Sharifi«. Es handelt sich um ein luxuriöses Objekt, das u. a. mit Pool, Fitness- und Kinobereich sowie einem zentralen Lichthof ausgestattet ist, der ganzjährig für Tageslichteinfall und Belüftung sorgt.

Oberhalb der Garagenebenen und einem Wohnbereich für den Hausdienst befinden sich auf vier Ebenen die weitgehend blickoffenen Wohnbereiche der Eigentümer. Aufsehenerregend ist v. a. die Gebäudehülle: Auf drei Geschossen sind naturholzbeplankte, bewegliche Raumelemente in die spektakuläre Straßenfassade integriert. Die Innenräume dieser Quader dienen als Frühstückszimmer, Gästeschlafraum und Büro (von unten nach oben). Im »offenen« Modus kragen die Elemente auf ihren rotationsfähigen Plattformen nach außen und vorne aus. Mit ihren beidseitigen Verglasungen fangen sie das Tageslicht ein, führen es in das Gebäudeinnere weiter und geben seitlich den Raum für eine Terrasse frei. Im »geschlossenen« Modus sind die Quader zur Seite weggedreht und verschließen die Fassadenebene vor Licht und Kälte. Sie bilden damit einen variabel nutzbaren Wärme- und Lichtpuffer für die Wintermonate sowie die Möglichkeit, Einblicke über die Fassade einzuschränken.

Transformation

Die Realisierung dieser quaderförmigen Räume, die auf Knopfdruck ihre Position wechseln können, basiert auf einer Technik, die u. a. von Theaterbühnen oder beweglichen Ausstellungsplattformen für Fahrzeuge bekannt ist. Dennoch gab es einige entwurfsspezifische Probleme zu lösen. Als besonders schwierig stellte sich die Umsetzung der beweglichen Terrassengeländer heraus. Diese müssen weichen, sobald die Elemente durch eine seitliche 90°-Drehung die angrenzende Terrassenfläche verkleinern. Man löste diese Planungsaufgabe mithilfe einer komplexen »Transformationsmechanik«, die Teile der gläsernen Brüstungen automatisch nach unten wegklappen lässt, während der Quader sich dreht.

Preisgekrönte Radikalität

Fassade und Innenarchitektur der Villa Sharifi-ha haben grundsätzlich eine neutrale und moderne Anmutung, die sich seitens Baustil und Materialien weltweit verorten ließe. Erst auf den zweiten Blick stellen sich Bezüge zur traditionellen iranischen Architektur her, die vom Architekten gezielt gewählt wurden. Landestypisch sind beispielsweise der Gebrauch von Naturholz sowie der zentrale Lichthof. Das hauptsächliche Entwurfsthema für das Gebäude behandelt jedoch eine Besonderheit der iranischen Gesellschaft – die übergeordnete Bedeutung der Privatsphäre. So will der Chefdesigner des Teheraner Architekturbüros Next Office, Dr. Alireza Taghaboni, mit seiner Architektur nach eigener Aussage wichtige sozio-kulturelle Grundsatzfragen beantworten: »Die Privatsphäre ist für Iraner von großer Bedeutung. So stellen sich grundsätzliche Fragen nach dem Grad der Freiheit und der Offenheit gegenüber Fremden und damit auch die Frage, wie weit man sich der Stadt gegenüber öffnen sollte«, so seine Erklärung.

Im Zusammenhang mit den typischen Eigenschaften im Nationalcharakter der Iraner ist das Gebäude als Kommentar und Angebot von Next Office zu verstehen – als Möglichkeit, Offenheit und Privatsphäre nach eigenen Bedürfnissen variabel zu bestimmen. Zugleich sieht der Architekt das Gebäude als typisch für den Stil seines Büros, als Ausdruck einer Philosophie, die Taghaboni in wenigen Worten zusammenfasst: »Wir wollen in allen unseren Projekten etwas Radikales schaffen, mit einer großen und starken Konzeptidee.« Ihre radikale Architektur-Philosophie brachte dem Büro Next Office in diesem Fall weit mehr als große Aufmerksamkeit ein. Neben Architekturpreisen im eigenen Kulturraum – u. a. aus Iran und Dubai – wurde das Objekt sogar für die renommierten »World Architecture Festival Awards 2014« nominiert.

Bewegliche Systeme

Außerhalb des unmittelbaren kulturellen Zusammenhangs hat das Thema »Offenheit gegen Geschlossenheit« weltweit bekannte konstruktive und bauphysikalische Aspekte. V. a., da sich das Gebäude in einer Klimazone befindet, die von Extremen geprägt ist: Temperaturen, die in schneereichen Wintern oft weit unter 0 °C liegen und in den Sommermonaten mehr als 40°C erreichen können, machen Sonnenschutz, Wärmedämmung und Belüftung zu wichtigen Anforderungen an die Gebäudehülle.

Ein breites Spektrum an meist beweglichen Schüco Systemen konnte diese Mehrfach-Anforderungen auf variable Weise erfüllen. So sind die Quader und angrenzenden Räume mit den Falt-Schiebesystemen »Schüco ASS 70 FD« und Hebe-Schiebesystemen »Schüco ASS 50« ausgestattet. Zum Innenhof hin wurden in manchen Einbausituationen die Schiebefenster» Schüco ASS 32.SC.NI« eingesetzt, häufig ergänzt durch Fenster und Türen der Systemfamilie »Schüco AWS 50/ADS 50«. Es sind insbesondere die beweglichen Systeme, die im Sinne der Entwurfsidee variable, transparente Raumtrennungen ermöglichen – und damit unterschiedliche Abstufungen von Privatheit. Sie schaffen im Winter die erwünschte Behaglichkeit und erlauben in wärmeren Monaten Öffnung, Belüftung und Tageslichteinfall nach Maß.

Alle genannten Systeme wurden vom örtlichen Schüco Partnerbetrieb, der Beh Door Rangin Group in Mashhad gefertigt und montiert. Vertriebsunterstützung und technischer Support für dieses Objekt wurden über die türkische Schüco Niederlassung in Istanbul geleistet.

Projekt: Villa Sharifi-ha, Teheran (Iran)
Architekt: Next Office, Teheran, Iran; Dr. Alireza Taghaboni
Wohnfläche: 1 400 m²
Fertigstellung: 2013
Schüco Partnerbetrieb: Beh Door Rangin Group, Mashhad, Iran

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