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Köln im Aufwind

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Köln im Aufwind

Die imm gab sich optimistisch. Als erste Möbelmesse im neuen Jahr hat sie durchaus eine Trendsetter- und Branchenbarometer-Funktion inne. Der Trend 2016 heißt Mid-Century-Stil. Möbel aus der Mitte des 20. Jahrhunderts erleben eine durchaus verdiente Renaissance; aber auch junge Talente zeigten Präsenz.

Text: Andrea Eschbach

Ganz ein Kind der 80er Jahre: Der Sessel »Plumy« [1] sieht nicht nur bequem aus, er ist es auch. Dicke Polster und ein Kern aus Schaumstoff machen ihn zum perfekten Relaxmöbel. Die Sitzpolster des weichen, mit Gänsefedern gefüllten Möbels lassen sich einfach aufklappen – schon wird es zum Relaxsessel. Der Entwurf sei »immer noch ziemlich trendy«, sagt Ligne-Roset-Chef Michel Roset. Der Gang in die Archive hat sich gelohnt. Auf der diesjährigen Möbelmesse in Köln war der 35 Jahre alte Entwurf der Pariser Designerin Annie Hiéronimus ein Hingucker in grünem Samt.
Tausende Neuheiten verspricht die Messe jedes Jahr ihren Besuchern. Nicht alles ist wirklich neu: Denn Reeditionen haben Hochkonjunktur. Dies bestätigte ein Gang durch die ausgedehnten Hallen. Rund 1 200 Unternehmen aus 50 Ländern präsentierten ihre Möbel und Einrichtungsgegenstände den Besuchern. In sieben Tagen strömten ca. 80 000 Fachbesucher in die Deutzer Messehallen – ein Besucherzuwachs gegenüber dem Vorjahr von 5 %. Mit einem Auslandsanteil von 70 % war die diesjährige Messe wieder internationaler ausgerichtet, darunter alleine 120 Aussteller aus Italien. Auch wichtige italienische Marken wie B&B Italia und Driade waren nach langer Pause wieder dabei. Doch das Jahr 2015 war v. a. auch für die deutsche Möbelindustrie ein gutes Jahr, die optimistisch in die Zukunft blickt. »Wir erwarten für 2016 ein weiteres, leichtes Umsatzplus von 1 %«, bestätigt der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM), Dirk-Uwe Klaas.
Reeditionen als sicherer Wert
Der Trend zur Neuauflage von Klassikern ist zu einer festen Größe in der Branche geworden. Eine Zeitreise machte beispielsweise der deutsche Hersteller COR. Der Entwurf des Polstermöbels »Trio« [2] der Schweizer Designstudios Form stammt aus dem Jahr 1972. Die Zeit scheint jedoch an diesem variablen Sitzmöbel spurlos vorübergegangen zu sein. Das Programm basiert auf drei simplen Elementen – Sitzelement, Rückenlehne und Ecklehne. Daraus lassen sich mal ein Sofa, mal ein Schlafplatz, dann wieder eine Sitzlandschaft bauen. Ein schönes Detail ist die doppelte Außennaht. Rücken- und Armlehnen lassen sich einfach abnehmen. Die Neuauflage hat spezielle Vliese erhalten, damit die Polster schön am Platz bleiben. Sitzhöhen und -tiefen wurden bei der Neuauflage des Möbels den heutigen Maßen angepasst.
Ebenfalls eine aufsehenerregende Neuauflage zeigte der dänische Hersteller Gubi: Er erweiterte sein Programm u. a. um die »Multi-Lite Pendant Lamp« [3] – Louis Weisdorf, 1972 – die ihre Erscheinung dank drehbarer gegenüberliegender Außenschalen variieren kann. Die beweglichen Blenden erlauben unterschiedliche Lichtinszenierungen im Raum, in dem der Lichtkegel nach oben, gegen den Boden oder in asymmetrischer Kreuzung gelenkt wird.
Einen cleveren Schachzug machte Thonet. Der Hersteller aus Frankenberg fasste gleich mehrere Stahlrohrklassiker aus der Bauhaus-Zeit zu einer Kollektion zusammen. Für die Outdoor-Kollektion »Thonet All Seasons« [4] bekamen Entwürfe wie die Freischwinger S 33 und S 34 von Mart Stan, der Loungesessel S 35 von Marcel Breuer und der Freischwinger S 533 von Ludwig Mies van der Rohe einen neuen Anstrich. Die neue Farbgebung sowie eine spezielle Technologie machen die Ikonen zu witterungsbeständigen Begleitern auch im Außenbereich. »Bereits zur Zeit des Bauhauses hat es Gartenmöbel von Thonet gegeben. Vor diesem Hintergrund betrachtet ist es also keine Erweiterung des Portfolios, sondern eher ein Wiederauflebenlassen«, erklärt Thonet-Geschäftsführer Thorsten Muck die Ergänzung.
Zurück in die Zukunft
Gefragter denn je scheinen die Entwürfe aus den späten 50er und 60er Jahren zu sein. Damals Symbol für den Aufbruch in eine neue Zeit, liegen die Möbel der Nachkriegszeit wieder im Trend. »Der Mid-Century-Stil hat Hochkonjunktur«, bestätigt Ursula Geismann, die Trendanalystin des Verbands der Deutschen Möbelindustrie.
Zwei besonders schöne Beispiele aus dieser Zeit waren am Messestand von Walter Knoll zu sehen. Zum einen der »Votteler Chair« [5], der direkt aus dem Set der »Mad Men«-Serie zu kommen scheint. Man kann sich bestens vorstellen, wie sich der charismatische Werber aus dem New York der 60er in diesem Ruhesessel einen Whisky gegönnt hätte. Der Sessel, 1956 von Arno Votteler für Walter Knoll entworfen, zeugt von den Inspirationen, die der Zeitgeist hervorbrachte. Das Polster ruht auf einem filigranen Stahlrohrgestell. Als formschönes Detail springen die elegant gebogenen Armlehnen aus Massivholz ins Auge. Lust auf einen Cocktail macht eine andere Neuauflage aus dem Hause Walter Knoll: Der kompakte Sessel »Easy Chair 375« (1957) ist ein schön geschwungener, leichter und komfortabler Entwurf, der weibliche Eleganz ausstrahlt und an Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders erinnert.
Aber auch viele Entwürfe heutiger Designer sind in diesem Jahr organisch geschwungen. Auch die Volumen der Möbel sind tendenziell kleiner und zierlicher als in früheren Jahren. So präsentierte der österreichische Naturholzmöbel-Hersteller Team 7 das feingliedrige Einzelmöbel »Sol« [6] aus Nussbaumholz. Der Entwurf von Sebastian Desch ist ein wandlungsfähiger Solitär – er eignet sich ebenso als Dielen-Konsole als auch als eleganter Frisier-Tisch und dank ausziehbarer Schreibplatte als smarter Home Office-Arbeitsplatz. Einen nicht minder smarten Entwurf hatte Richard Lampert im Gepäck: Die Garderobe »Bazar« [7] ergänzt das Programm des Stuttgarter Querdenkers. In Steffen Kehrles spielerischem Entwurf gibt es keine Fläche, die nicht als Stauraum dienen kann. In die luftige Stehgarderobe lassen sich Mäntel hängen, Schals zwischen den pulverbeschichteten Edelstahl stopfen, Schlüssel und Handschuhe ablegen und Schirme abstellen. Richard Lampert sah sich in seinem Umzug in Halle 3.2. bestätigt: »Wir passen als kleiner Nischenhersteller, der keinen modischen Trends folgt, sondern Produkte aus Überzeugung ins Sortiment nimmt, auch wenn diese in kleineren Stückzahlen verkauft werden, viel besser an diesen Standort.«
Pflege von Produktfamilien
Auch die Pflege bestehender Produkte und Produktfamilien steht dieses Jahr hoch im Kurs. Der Schweizer Hersteller Wogg baute die erfolgreiche Produktlinie »Caro« [8] aus: Drei neue Entwürfe von Christophe Marchand ergänzen das Sortiment. Der Tisch »Moderato« ist mit einer Arbeitsfläche von 168,5 cm Länge ein klassischer Arbeitsplatz fürs Home Office. Das Modell »Grande« ist dagegen geeignet als repräsentativer Meeting-Tisch: Mit einer Länge von 235,7 cm bietet er eine großzügige Arbeitsfläche und auf den Längsseiten angeordnete offene, farbige Ablagefächer. Die Verbundplatte ruht bei beiden Tischen auf einem zurückversetzten filigranen Tischgestell. Komplettiert wird die Produktfamilie mit dem Regal »Horizontal« in drei verschiedenen Höhen.
Auch e15 verfolgt die Strategie des Ausbaus. Der Frankfurter Hersteller setzte seine Kollaboration mit dem britischen Architekten David Chipperfield fort und präsentierte eine Reihe von Neuheiten, darunter den Massivholzcouchtisch »Leighton« und das Sideboard »Drayton«. Bei Vitra bündelt man ebenfalls das Sortiment: Die »White Collection [9] will eine Kollektion des Wiederentdeckens und Kombinierens« sein. Die bis August 2016 limitiert erhältliche Edition umfasst Entwürfe der Brüder Bouroullec ebenso wie Arbeiten von Ron Arad und Jasper Morrison – allesamt in Weißnuancen und outdoor-tauglichen Materialien. Die weißen Möbel bringen Licht in Gärten und erhellen Wohnräume.
Eine solche Leichtigkeit beflügelt derzeit auch die Möbelbranche. Den Aufwärtsschwung bestätigt Hans Strothoff, Präsident des Bundesverbands des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels (BVDM) in seinem Messefazit: »Diese imm Cologne machte Lust auf Möbel. Selten war die Stimmung bei Industrie und Handel so gut wie auf dieser Messe. Überall nur gut gelaunte Gesichter und großer Optimismus. Die Möbelmesse hat die Branche mit Schwung regelrecht ins neue Geschäftsjahr katapultiert.« •
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