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Im Wilden Verband, unsichtbar befestigt

Moderne Schieferfassade eines Büro-, Schulungs- und Verwaltungsgebäudes
Im Wilden Verband, unsichtbar befestigt

Mit einer neuen Firmenzentrale gelang Rathscheck Schiefer ein vorbildliches »Corporate Architecture«-Projekt, das nicht auf eine simple Produktpräsentation unterschiedlicher Schieferdeckarten auf dem Dach und an der Fassade setzt, sondern veranschaulicht, wie das Naturmaterial in einer zeitgenössischen Architektursprache seine ganze Wirkung entfalten kann.

Nähert man sich als Besucher dem zweigeschossigen, quadratischen Neubau, wirkt er wie ein überdimensional großer Schieferblock, wie er unter Tage aus dem Berg gesägt sein könnte; er ist geometrisch geradlinig, mächtig, kantig, bruchrau, besitzt Öffnungen und Einschnitte und schillert im für Schiefer typischen seidigen Glanz.

Neue Produktvielfalt
Hat der Hersteller sich lange Zeit auf klassische, kleinformatige Schieferprodukte für die Dacheindeckung und die Fassadenbekleidung konzentriert (wie sie oftmals auch im Denkmalschutzbereich benötigt werden), entwickelt das Unternehmen seit einigen Jahren verstärkt neue Bauelemente für moderne und zeitgemäße Architektur. Zum Portfolio zählen z. B. großformatige Fassadenplatten, Varianten für WDVS, Boden- und Wandfliesen sowie Riemchen, Paneel-Systeme und neue Ideen für den Galabau. Ausgangsbasis des kompletten Sortiments ist am Anfang immer der Schieferblock, wie er nach Millionen Jahren der Entstehung aus der Erde gesägt wird. So ist das neue Bürogebäude im Sinne von Corporate Architecture auch als eine Schieferblock-Skulptur zu verstehen.
Kubatur und Raumprogramm
Aus dem gedachten Schieferblock mit den Abmessungen 31 x 33 x 8,3 m ist auf der Südseite ein großer rechteckiger Innenhof herausgeschnitten; ein kleinerer, dreieckiger und nur geschosshoher Einschnitt an der Ostfassade weist dem Besucher den Weg zum Eingang und schafft eine überdachte Empfangszone; die zusammenhängenden, flächenbündigen Fensterbänder sind wie mit einem (beim Schieferabbau eingesetzten) lasergesteuerten Diamantschnitt exakt bis in die Ecken ausgeführt. Kein herausstehendes Vordach, kein außen liegender Sonnenschutz, keine Regenrinne und keine Außenleuchte unterbricht die konsequent geometrisch gehaltene Gebäudekubatur.
Im EG befinden sich u. a. eine großzügige Empfangshalle, ein abtrennbarer Schulungs- bzw. Tagungsraum, die sanitären Anlagen, eine Veranstaltungsküche, einige Einzel- und Doppelbüros sowie die »Kaue« (Umkleide) für die Fahrt unter Tage in das nur wenige Meter entfernt liegende Moselschieferbergwerk »Katzenberg«. Das OG umfasst rund 22 weitere zum Innenhof oder zur Fassadenseite angeordnete Einzel- bzw. Doppelbüros, Besprechungs- und Konferenzräume, Teeküche, Toiletten und eine große, mit Schieferplatten belegte Sonnenterrasse gen Süden. Da das neue Gebäude in Mayen-Katzenberg mehrere alte Bürogebäude ersetzt, konnten nahezu alle Abteilungen des Unternehmens in einem Haus zusammengefasst werden. Die Büros sowie die Schulungs- und Tagungsräume mit moderner Medientechnik verbessern die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander und bieten eine ansprechende Umgebung zum Dialog mit den Besuchern.
Grossflächige Schieferfassade
Mit wirtschaftlicher Natursteintechnik und eigenem Schiefervorkommen kann Rathscheck heute Schieferplatten in sehr großen Abmessungen fertigen. In Mayen-Katzenberg entschied sich der Bauherr für eine max. Plattengröße von 1 m² und eine max. Plattenlänge von 1,5 m. Anhand dieser Vorgaben entwarfen die Architekten eine Fassade im »Wilden Verband« mit einer unsichtbaren Befestigung. Die »Symmetrische Deckung« aus »InterSIN«-Schiefer wurde mit 2 cm dicken und unterschiedlich langen Platten in den Höhen 50, 35, 30 und 25 cm ausgeführt.
Hinterschnitttechnik für die Oberflächenwirkung
Einen wichtigen Beitrag zur Flächenwirkung der Fassade leistet die erstmals 2012 vorgestellte Hinterschnitttechnik für Schiefersteine. Dabei wird in die Natursteinplatte rückseitig eine 7 mm tiefe, hinterschnittene Sacklochbohrung eingearbeitet und darin der Hinterschnittanker frei von Spreizkräften formschlüssig eingesetzt. Diese Befestigungstechnik für Schieferplatten besitzt eine Europäische Technische Zulassung des DIBt, die nur für Rathscheck Schiefer gilt. Für die neue Firmenzentrale wurde jeder Werkstein exakt nach den Vorgaben des Architekten konfektioniert und nach Werkskizze auf der Rückseite für den Einbau von Hinterschnittankern vorbereitet. Die unsichtbaren Befestigungen erlauben anspruchsvolle, oberflächenbetonte Fassadengestaltungen; flächenbündig integrierte Fensterbänder unterstützen diese Anmutung.
Das Energiekonzept
Gedämmt ist die Gebäudehülle des massiven Stahlbetonbaus mit einer 16 cm dicken Mineralwolle, die sich hinter der hinterlüfteten Schieferfassade verbirgt. Beheizt wird der Neubau mithilfe von zwölf ca. 100 m ins Erdreich reichende Erdwärmesonden. Die Idee, das Gebäude mit dem untertägigem Wasser des nahegelegenen Bergwerks zu beheizen, musste bereits im Vorfeld verworfen werden, da die über 700 m lange Zuleitung zu viel Pumpenenergie verbraucht und zudem nicht stetig genug gewesen wäre. Als Beheizung dient heute eine Betonkernaktivierung. Die Wärmepumpe erzeugt aus 10 °C Erdwärme 35 °C warmes Heizwasser. Dieses erwärmt die Betondecken auf etwa 20-24 °C. Konvektoren mit Gebläse unter den Fenstern erlauben zusätzlich zu dieser trägen Technik eine schnelle Reaktion auf spontane Wärmewünsche. Das gleiche Prinzip wird im Sommer umgekehrt zum Kühlen genutzt. Dreischeiben-Sonnenschutzverglasungen mit innenliegenden Jalousien unterstützen das System.
Fazit
Das Büro-, Schulungs- und Veranstaltungsgebäude in Mayen-Katzenberg wurde mit einer neuartigen großformatigen Schieferfassade bekleidet. Die Symmetrische Deckung mit 2 cm dicken und bis zu 1,5 m langen Natursteinen präsentiert maximal große Plattenmaße und ist mit Hinterschnittankern befestigt. Der kompakte Kubus überzeugt außerdem durch die komplexe Heiz- und Lüftungstechnik sowie einem angenehmem Arbeitsklima für die Mitarbeiter. •
~Gerard Halama
  • Der Autor ist Baufachjournalist und leitet ein Büro für Fachpublizistik in Bremen.
  • Rathscheck Schiefer www.rathscheck.de
Projekt: Büro-, Schulungs- und Veranstaltungsgebäude von Rathscheck Schiefer Standort: St.-Barbara-Straße 3, 56727 Mayen-Katzenberg Bauherr: Rathscheck Schiefer Architekten: Architekturbüro Thomas W. Koch, Rengsdorf Tragwerksplanung: IGB Ingenieur- gesellschaft für Bauwerksplanung, Rengsdorf Baujahr: 2012 Fassadenbauer: Natursteinwerk Villmar, Kottenheim und Villmar Fassadenprodukte: Symmetrische Deckung, Schieferfassade aus InterSIN® blaugrau, unterschiedliche Steingrößen bis 1,5 x 0,5 m
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